Süddeutsche Zeitung

Facebook:Profit durch Hass

Der Konzern hat mit Hass viel Geld verdient, jetzt kostet ihn dieser Hass viel Geld. Das ist gut, denn nur so scheint Facebook zu lernen.

Von Joachim Käppner

Honda, Coca-Cola, Unilever, Verizon - zusammen haben diese Großkonzerne geballte Macht, und es kommen Dutzende hinzu. Diese Macht setzen sie jetzt im Dienste der Bürgerrechte ein, der Initiative #StopHateForProfit. Etwa 90 bedeutende Unternehmen schalten auf Facebook keine Anzeigen mehr, solange der Internetriese nicht gegen Hass und Hetze vorgeht, die er als Plattform viel zu lange geduldet hat.

Das werbefinanzierte Facebook hat sich diese Krise und den folgenden Einbruch an der Börse ganz allein selber zuzuschreiben. Erst gerierte sich seine Leitung als gekränkte Unschuld, die nichts für den Schmutz könne, den sie in die digitale Welt befördert. Erst unter politischem Druck ging der Konzern dann gegen Hater vor, freilich mit laschestmöglicher Hand. Vor dem Hintergrund der US-Wahlen im November und der Rassismusdebatte wollen immer mehr Firmen nicht länger die Bühne mitbezahlen, auf der täglich Grundwerte der Demokratie mit Füßen getreten werden - gut so.

Ja, das Netz braucht Freiheit, aber es ist kein rechtsfreier Raum. Die Boykottbewegung spricht die einzige Sprache, die Facebook zu verstehen scheint: Der Konzern hat mit dem Hass viel Geld verdient, und jetzt kostet ihn dieser Hass viel Geld. Facebook muss lernen, the hard way, wie man in den USA sagt.

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SZ vom 29.06.2020
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