Facebook:Neue Regeln

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Nach gezielten Manipulationen bei der US-Wahl und dem Brexit will Facebook seine Plattform transparenter machen. So soll politische Werbung strenger kontrolliert werden. Werbewillige müssen sich künftig vorher registrieren lassen.

Von Max Muth, München

Nach den geschickten Manipulationen rund um die US-Präsidentenwahl im Jahr 2016, der Brexit-Volksabstimmung und dem irischen Abtreibungsreferendum will Facebook die politische Werbung auf seiner Plattform transparenter machen. So soll vor allem die Europawahl gegen Verzerrungen gesichert werden. Wer auf Facebook für Kandidaten und politische Themen werben will, muss sich von nun an registrieren. Außerdem sind Anzeigen seit diesem Freitag auch in Europa in einem öffentlichen Archiv auffindbar. Sogenannte Dark Ads, die nur einer sehr speziellen Zielgruppe angezeigt werden, aber für andere unsichtbar bleiben, sollen damit der Vergangenheit angehören. In den USA existiert dieses Archiv für politische Werbung schon seit Mai 2018, in Brasilien wurde es vor der Präsidentschaftswahl im Oktober 2018 freigeschaltet.

"Leute diskutieren auf Facebook alles, was sie bewegt, und das sind natürlich auch Wahlen. Das ist auch gut so, aber wir wollen unseren Teil dazu beitragen, den Missbrauch einzuschränken", sagte Facebooks Politik-Chef für Europa, Richard Allen, zu den Neuerungen. Wer künftig auf Facebook oder Instagram werben will, muss für die Registrierung einen Ausweis oder ein anderes beglaubigtes Dokument über seine Herkunft vorlegen. Werbende dürfen nur Anzeigen in dem Land schalten, für das sie auf diese Weise autorisiert worden sind. So soll Wahlbeeinflussung aus anderen Ländern verhindert werden. Von Mitte April an will das Unternehmen dann Wahlwerbung von nicht registrierten Unternehmen, Agenturen und Personen blockieren.

Der Missbrauch, von dem Allen spricht, wurde nach der US-Wahl 2016 monatelang aufgearbeitet. Auf Facebook kann für wenig Geld jeder Beitrag einem größeren Publikum zugänglich gemacht werden. Das System erleichtert Selbständigen und kleinen Unternehmen für sich zu werben, kann aber auch leicht für unlautere Zwecke benutzt werden. So sollen im US-Wahlkampf von Russland aus in großem Stil Themen beworben worden sein, die liberale Schichten vom Wählen abzuhalten versuchten. Unter politischer Werbung versteht Facebook auch Anzeigen zu Themen wie Immigration, Klimawandel, soziale Ungleichheit, Religion, Ehe und Abtreibung.

© SZ vom 30.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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