Extremismus - München:Hermann: Strauß unterschätzte Wehrsportgruppe Hoffmann

Bayern
Bayerns Innenminister Joachim Hermann (CSU). Foto: picture alliance / Bodo Schackow/dpa/DPA/Archivbild (Foto: dpa)

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München (dpa) - Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hat 40 Jahre nach dem Oktoberfestattentat Fehler nicht nur der damaligen Ermittler, sondern auch der Politik eingeräumt. Der damalige Ministerpräsident Franz Josef Strauß (CSU) habe die Gefährlichkeit der Wehrsportgruppe Hoffmann (WSG) "völlig unterschätzt", sagte Herrmann am Donnerstag in Verfassungsausschuss des Landtags.

Auch für den antisemitischen Doppelmord an Shlomo Lewin und Frida Poeschke in Erlangen wenige Monate nach dem Wiesnattentat sei der unmittelbare Bezug zur WSG nun klar. "Politisch bleibt deshalb ebenfalls heute festzuhalten, dass das Verbot der WSG durch den Bundesminister des Innern Gerhart Baum im Frühjahr 1980 absolut richtig war." Strauß hatte Baum damals scharf kritisiert.

Bei dem schwersten rechtsterroristischen Anschlag in der Geschichte der Bundesrepublik am 26. September 1980 starben 13 Menschen, darunter der Attentäter Gundolf Köhler. 221 Menschen wurden verletzt. Die Bundesanwaltschaft hatte im Juli zum Abschluss neuer Ermittlungen ausdrücklich festgestellt, dass Köhler aus rechtsextremistischer Motivation heraus handelte. Konkrete Hinweise auf Mittäter oder Hintermänner ergaben sich aber nicht.

Auch beim Bombenbau und der Beschaffung von Teilen seien keine Hinweise gefunden worden, dass Köhler die strafrechtlich relevante Hilfe anderer gehabt habe, sagte Herrmann. "Vielmehr verdichteten sich die Annahmen, dass sich Gundolf Köhler schon seit Jugendzeiten für Waffen und Sprengstoffe interessierte sowie über die zur Herstellung einer Bombe notwendigen Fähigkeiten und Werkzeuge verfügte." Das Köhler die Tat ganz allein plante und ganz allein handelte, wird von verschiedener Seite bis heute angezweifelt.

Die Ermittler hätten alles in Ihrer Macht stehende versucht, um Widersprüche und offene Fragen zu klären, sagte Herrmann. Es sei ihm aber bewusst, dass angesichts der ergebnislosen Suche nach Tatbeteiligten, des unklaren Verbleibs eines Handfragments und einer damals ungenügenden Sicherung sowie vorzeitigen Vernichtung von Beweismitteln die Kritik nicht vollständig ausgeräumt werden könne.

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