Extremismus - Merseburg:Gedenken in Merseburg an den Tod zweier DDR-Vertragsarbeiter

DDR
Blick auf die Innenstadt von Merseburg und den Merseburger Dom. Foto: Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa (Foto: dpa)

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Merseburg (dpa/sa) - Mit einer Gedenkveranstaltung ist am Mittwoch in Merseburg (Saalekreis) an den Tod von zwei Männern aus Kuba erinnert worden. Rund 110 Menschen nahmen daran teil, wie ein Sprecher der Organisatoren sagte. Zu der Veranstaltung in der Stadt waren laut Polizei 150 Menschen erwartet worden.

Die beiden Kubaner waren als Vertragsarbeiter in die DDR gekommen. Im August 1979 kamen sie nach einem Besuch einer Diskothek ums Leben, wie ein Sprecher einer Initiative mitteilte, die sich dem Schicksal der Männer widmet.

Nach Ansicht der Initiative kamen die beiden Männer durch rassistische Gewalt ums Leben. An jenem Abend im August vor 41 Jahren soll es in Merseburg eine Auseinandersetzung zwischen Kubanern und Deutschen gegeben haben. Die Todesumstände der beiden Männer seien bis heute nicht restlos aufgeklärt. "Es gibt bis heute keinen Ort des Erinnerns an Raúl Garcia Paret und Delfin Guerra", sagte der Sprecher.

Die Täter seien bis heute nicht zur Verantwortung gezogen worden. "Offiziell war in der DDR von einem Unfall als Todesursache die Rede, rassistische Gewalt gab es offiziell im Sozialismus nicht", so der Sprecher der Initiative. Die Leichen der beiden Männer seien in der Saale entdeckt worden.

Wie die Staatsanwaltschaft Halle mitteilte, wurden die Ermittlungen zum Tod der beiden Männer nach dem Mauerfall aufgenommen und später eingestellt worden. "Es laufen keine strafrechtlichen Ermittlungen wegen Mordes, das Verfahren ist abgeschlossen", sagte der Sprecher der Behörde.

Die Initiative mit dem Namen 12. August hatte sich nach Angaben ihres Sprechers zum 40. Todestag der beiden Männer 2019 gegründet. Ihr gehören Menschen aus Merseburg, Halle und Leipzig an. "Wir fordern Gerechtigkeit und die komplette Aufarbeitung der Ereignisse vom 12. August 1979 in Merseburg."

Die Kubaner haben den Angaben nach in einem Chemiewerk in der Region gearbeitet. Vertragsarbeiter wie aus Kuba oder aus Ländern Afrikas waren in der DDR in volkseigenen Firmen in unterschiedlichen Bereichen beschäftigt, so auch in der Zementindustrie. Der Kontakt zu den Familien der früheren Arbeiter sei bis heute kaum möglich, sagte der Sprecher der Initiative. Er verwies auf die politischen Verhältnisse in Kuba. Durch Medienrecherchen seien die Todesfälle in Merseburg nach 1990 in Deutschland öffentlich geworden.

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