Extremismus - Marburg:Beratung wegen Extremismus-Fällen nachgefragt

Deutschland
Reiner Becker, Leiter des Demokratiezentrums, blickt in die Kamera. Foto: picture alliance / dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Marburg (dpa/lhe) - Das Beratungsnetzwerk Hessen gegen Rechtsextremismus hat im vergangenen Jahr Dutzende Hilfesuchende betreut. Die Nachfrage habe auch mit dem rassistischen Anschlag von Hanau mit neun Toten zu tun, sagte Reiner Becker, der Leiter des Demokratiezentrums an der Uni Marburg, das die Arbeit des "Beratungsnetzwerk Hessen - gemeinsam für Demokratie und gegen Rechtsextremismus" koordiniert.

"Wenn man sich das vergangene Jahr vergegenwärtigt, dann waren es definitiv Hanau und die unmittelbaren Folgen des Anschlags, die zu vielen Anfragen und Beratungen geführt haben. Insbesondere unsere Opferberatungsstelle war wirklich stark nachgefragt." Es hätten nicht nur Familien der Opfer Rat gesucht, sondern auch Zeugen der Tat oder das Umfeld der Opfer - "das war in dem Ausmaß schon sehr besonders".

Das Netzwerk hatte 2020 nach eigenen Angaben insgesamt 280 Beratungsfälle, 15 weniger als im Rekordjahr 2019 mit 295 Fällen. Die Einrichtung berät seit 2007 Schulen, Eltern, Kommunen, Vereine, Gewalt- und Diskriminierungsopfer.

Trotz der Corona-Pandemie mit ihren Beschränkungen sei der Hilfebedarf im vergangenen Jahr hoch geblieben, teilte das Demokratiezentrum weiter mit. Zu den Ratsuchenden gehörten neben mehr als 100 Privatpersonen auch Kommunen, Schulen sowie Politiker.

Anlässe für die Beratungen seien hauptsächlich Fälle von Gewalt und Bedrohungen rassistischer oder rechtsextremistischer Art gewesen. "Auch rechtsextreme Agitation und Propaganda, Konflikte auf kommunaler Ebene oder Hate Speech waren Grund für eine Beratungsanfrage", hieß es weiter. Hilfe sei häufig auch gesucht worden zu Themen des demokratischen Zusammenlebens oder zur Diskurskultur - etwa zum Phänomen Verschwörungsideologien.

Es sei wichtig, in den Regionen vor Ort und als Ansprechpartner sichtbar zu sein, berichtete Reiner Becker weiter. "Wir haben zum Beispiel in der mobilen Beratung hessenweit vier Teams. Wir werden aber eine neue Regionalstelle einrichten für dann drei osthessische Landkreise, weil die Erkenntnis ist: Präsenz zeigen ist wichtig. Mit den Leuten vor Ort wirklich immer wieder in Kontakt kommen."

© dpa-infocom, dpa:210301-99-634502/3

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