Extremismus - Magdeburg:Forscher: Rechte Szene bei Ukraine-Krieg teils unsicher

Deutschland
Extremismusforscher Matthias Quent. Foto: Bodo Schackow/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Magdeburg (dpa/sa) - Die rechte Szene hat nach Einschätzung des Magdeburger Extremismusforschers Matthias Quent noch keinen eindeutigen Standpunkt im Ukraine-Krieg. "Große Teile der extremen Rechten in Deutschland, einschließlich große Teile der AfD, stehen auf der Seite Putins", sagte der Professor der Hochschule Magdeburg-Stendal der Deutschen Presse-Agentur. Diese Kräfte sehen ihm zufolge die liberale Demokratie als schwach, dekadent, verkommen und eigentlich dem Untergang geweiht an.

Es gebe aber auch kleine Gruppen aus dem neonazistischen Spektrum, die schon seit Jahren Verbindungen zum nationalistischen "Asow-Bataillon" in der Ukraine hätten. Teils erzählten Rechtsradikale von Ausreisen in die Ukraine. "Hier eröffnet sich eine Chance, tatsächlich Kampferfahrung zu sammeln, die man dann vielleicht auch nach diesem Krieg noch benutzen kann."

Mit Blick auf den überwiegend Putin-freundlichen Teil der extremen Rechten sagte Quent, für harte Nationalisten sei es auch ambivalent, dass in der Ukraine nun die Souveränität eines Staates angegriffen werde. Andererseits werde die Ukraine von einem jüdischen Präsidenten regiert. Daher werde auch diskutiert: "Womit kann man sich eigentlich solidarisieren?"

Zudem beobachte ein Teil der Szene erstmal noch, wie sich die Mehrheitsverhältnisse in Deutschland entwickelten. Derzeit scheine die Stimmung aufseiten der Ukraine zu sein. "So dass man da im Moment nicht das Gefühl hat, damit punkten zu können."

Beim Corona-Thema habe man die Freund-Feind-Linien sehr viel leichter konstruieren können, sagte Quent. Der Krieg habe das Thema Corona auch noch nicht zu 100 Prozent abgelöst - nach wie vor gebe es große Demonstrationen gegen die Impfpflicht. Künftig hält Quent es jedoch für realistisch, dass große Friedenskundgebungen einen größeren Raum einnähmen.

© dpa-infocom, dpa:220307-99-414717/2

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