Extremismus - Halle (Saale):Nach Anschlag in Halle: Döner-Imbiss wieder geöffnet

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Halle (dpa/sa) - Der Imbiss "Kiez-Döner", einer der Tatorte beim rechtsextremen Terroranschlag in Halle, gehört künftig den Mitarbeitern, die während des tödlichen Angriffs dort gearbeitet haben. Am Samstag wurde das Geschäft offiziell wiedereröffnet. Der bisherige Betreiber Izzet Cagac überreichte den Brüdern Ismet und Rifat Tekin eine Geschenk- und Abtretungsvereinbarung. "Ich wünsche meinen Nachfolgern viel Kraft, um das schreckliche Ereignis vom 09.10.2019 zu verarbeiten und viele Kunden unterschiedlicher Kulturen und Religionen", heißt es in dem Schreiben.

Am 9. Oktober hatte ein schwer bewaffneter Rechtsextremist einen 20-Jährigen in dem Lokal erschossen. Zuvor hatte der Täter versucht, in einer Synagoge ein Massaker anzurichten. Er scheiterte an einer verschlossenen Tür und erschoss vor dem Gotteshaus eine zufällig vorbeilaufende Frau. Der Täter wurde später festgenommen und räumte ein antisemitisches und rechtsextremes Motiv ein.

Der bisherige Betreiber Izzet Cagac, der während der Tat nicht im Laden war, steht am Samstag auf einer Leiter und hängt ein schwarzes Transparent ab. Darauf wird zur Wiedereröffnung eingeladen. Neben ihm auf dem Boden die zusammengekehrten, verwelkten und vergilbten Trauerbekundungen. Cacag hat den Laden seinen Mitarbeitern übergeben, um sie damit zu unterstützen.

Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) betont bei der Wiedereröffnung des Imbisses, wie wichtig der Neustart sei. Das Bistro sei unter anderem bei Studenten Bestandteil der kulturellen Identität der Stadt. Die Universität Halle liegt in der Nähe. Der Regierungs-Chef rief alle Hallenser auf, das Geschäft zu besuchen.

Auch Bernd Wiegand (parteilos), Oberbürgermeister von Halle, folgte der Einladung des "Kiez-Döners". Man versuche, nach und nach in das normale Leben zurückzukommen, sagt er. Immer dann, wenn Antisemitismus in irgendeiner Weise erkennbar sei, sei jeder in der Stadtgesellschaft aufgerufen, dagegen auch vorzugehen. Von der jüdischen Gemeinde aus Halle waren keine offiziellen Vertreter gekommen. Der Vorsitzende Max Privorozki hatte immer wieder betont, dass seine Gemeindemitglieder Ruhe brauchen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: