Extremismus - Gera:Bewährung nach Geständnis in weiterem "Jungsturm"-Prozess

Extremismus - Gera: Der Angeklagte steht im Gerichtssaal zum Beginn des Prozess gegen ein weiteres "Jungsturm"-Mitglied. Foto: Bodo Schackow/dpa
Der Angeklagte steht im Gerichtssaal zum Beginn des Prozess gegen ein weiteres "Jungsturm"-Mitglied. Foto: Bodo Schackow/dpa (Foto: dpa)

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Gera (dpa/th) - In einem weiteren Prozess um eine Attacke auf Fußballfans ist der Angeklagte am Landgericht Gera zu einer Jugendstrafe von einem Jahr und sechs Monaten auf Bewährung verurteilt worden. Davon seien drei Monate aufgrund der Dauer bis zum Prozessbeginn bereits vergolten, sagte der Vorsitzende Richter Harald Tscherner am Mittwoch. Der 23-Jährige habe für das Gericht erwiesen im Dezember 2018 in Saalfeld am Bahnhof gemeinsam mit insgesamt ungefähr 40 gewalttätigen Fußballfans aus dem Erfurter Fanspektrum zurückkehrende Fußball-Fans aus Jena angegriffen und verprügelt und sich damit der Körperverletzung und des Hausfriedensbruch strafbar gemacht. Es habe sich in Saalfeld um eine geplante und brutale Attacke gehandelt, bei der die Jenaer Fans mit Faustschlägen ins Gesicht teils bewusstlos geschlagen worden seien - woran nachweislich auch der Angeklagte beteiligt gewesen sei.

"Sie hatten Glück", sagte der Richter. Zu Beginn des Prozesses sagte Tscherner dem bereits in der Vergangenheit wegen Körperverletzung verurteilten Mann zu, dass ihm bei einem "umfassenden Geständnis" maximal eine Strafe von zwei Jahren drohe. Neben der Verzögerung sei ihm auch angerechnet worden, dass er sich fast vollständig geständig eingelassen habe. "Ich war halt neugierig und wollt dabei sein und mal wissen, wie das ist", sagte der heute 23-Jährige zu seiner Motivation. Mitglied der Fan-Gruppierung "Jungsturm" zu sein, stritt er aber ab. "Wir nehmen ihnen nicht ab, dass sie mit dem "Jungsturm" nichts zu tun haben", sagte Tscherner bei der Urteilsverkündung.

Beim "Jungsturm" handelt es sich um eine Fan-Gruppierung aus dem Umfeld des FC Rot-Weiß Erfurt. Nach früheren Einschätzungen von Polizei und Staatsanwaltschaft sammeln sich dort gewaltbereite und auch rechtsgerichtete Fußballfans.

Es ist nicht das erste Verfahren zu dem Vorfall. Am Landgericht Gera sind bereits mehrere Personen aus der Gruppierung verurteilt worden. Das Landgericht hatte es als erwiesen angesehen, dass sie sich in wechselnder Besetzung zu Schlägereien mit anderen Hooligan-Gruppen getroffen und Fans des FC Carl Zeiss Jena überfallen hatten, etwa an den Bahnhöfen Saalfeld und Gotha 2018 und 2019. Jena-Fans gelten als eher links eingestellt. Mitte Oktober soll ein weiterer Prozess gegen mehrere Angeklagte der Gruppe beginnen.

Die Staatsanwaltschaft hatte zuvor für den 23-jährigen Angeklagten unter der Anwendung von Jugendstrafrecht eine Bewährungsstrafe von einem Jahr gefordert. Der Verteidiger hatte eine deutlich niedrigere Strafe für seinen Mandanten in Form einer Verwarnung und 500 Arbeitsstunden gefordert. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

© dpa-infocom, dpa:220928-99-934470/3

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