Extremismus - Erfurt:Studie: Für manche ist Corona nicht schlimmer als Grippe

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Erfurt (dpa/th) - Thüringer, die die Gefahren durch das Coronavirus leugnen oder die Einschränkungen zur Pandemieeindämmung kritisch sehen, haben nach Einschätzung des aktuellen Thüringen-Monitors oft rechtsextreme Einstellungen. Auch wenn die Gruppe der sogenannten Corona-Skeptiker politisch heterogen sei und sie sich selbst politisch von ganz links bis ganz rechts verorteten, sei "die Verharmlosung des Coronavirus besonders stark im politisch rechten Spektrum verbreitet", heißt es im neuen Thüringen-Monitor.

Die Verknüpfung von rechtsextremen und corona-skeptischen Einstellungen "stellt eine Herausforderung für die Demokratie in Zeiten der Pandemie dar". Der Thüringen-Monitor ist eine Langzeitstudie zu den Einstellungen der Thüringer, die die Landesregierung seit 2000 jährlich bei Jenaer Wissenschaftlern in Auftrag gibt. Die neueste Ausgabe, die an diesem Dienstag vorgestellt werden soll, liegt der Deutschen Presse-Agentur vor. Sie beschäftigt sich auch mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie.

Laut der Zusammenfassung der Wissenschaftler zu ihrer Studie gibt es in Thüringen eine "deutliche Überlappung von pandemieskeptischen und rechtsextremen Einstellungen". Von den rechtsextrem eingestellten Thüringern seien etwa zwei Drittel gleichzeitig auch Corona-Skeptiker. Von den Corona-Skeptikern wiederum sei ein Drittel rechtsextrem eingestellt - signifikant mehr als mit Blick auf den Vergleichswert unter allen Thüringern, der bei neun Prozent liege. Von 35 Prozent der Befragten sei "das Virus für nicht schlimmer als eine Grippe" gehalten worden.

Für den diesjährigen Thüringen-Monitor waren im Herbst 2020 insgesamt 1100 Thüringer telefonisch befragt worden. Die Forscher verwiesen darauf, dass es zu diesem Zeitpunkt in Thüringen noch keine sehr hohen Infektionszahlen gab. "Das dramatische Infektionsgeschehen der zweiten Welle, in der Thüringen zu den am stärksten betroffenen Regionen Deutschlands gehört, setzte erst nach Abschluss der Befragung ein", erklärten sie.

© dpa-infocom, dpa:210411-99-160644/3

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