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Extremismus - Blankenfelde-Mahlow:Stilles Gedenken an Extremismusopfer Noël Martin

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Blankenfelde-Mahlow (dpa/bb) - Mit einem stillen Gedenken hat die Brandenburger Landesregierung am Freitag an Noël Martin erinnert, der 1996 Opfer eines rassistischen Anschlags in dem Bundesland wurde. Beinahe zeitgleich wurde der kürzlich im Alter von 60 Jahren gestorbene Brite in seiner Heimatstadt Birmingham beigesetzt.

Martin, damals ein Bauunternehmer, und seine Kollegen waren am 16. Juni 1996 von jungen Rechtsradikalen in Mahlow, südlich von Berlin, angepöbelt und mit dem Auto verfolgt worden. Steine wurden auf die Autos der Bauleute geworfen. Der damals 36-jährige Martin prallte mit seinem Wagen gegen einen Baum. Der gebürtige Jamaikaner war wegen des Unfalls vom Hals an gelähmt und saß seitdem im Rollstuhl. Die beiden Täter verbüßten mehrjährige Haftstrafen.

Bei dem Gedenkakt legte Staatssekretär Benjamin Grimm am Freitag am Mahnmal für die Tat in Blankenfelde-Mahlow ein Blumengebinde nieder. Auch ein Gebet wurde gesprochen, Reden gab es nicht. Bis zu 50 Menschen kamen nach Angaben der Potsdamer Staatskanzlei, darunter auch Vertreter der Gemeinde und der Noël- und Jacqueline-Martin-Stiftung. Die Stiftung hatte Martin nach der Attacke ins Leben gerufen, um mit einem Austauschprogramm für junge Menschen dem Rassismus etwas entgegenzusetzen.

Die Londoner "Times" widmete Martin bereits am Donnerstag einen Nachruf. Er sei ein großer Fan von Pferderennen gewesen und habe einst davon geträumt, Jockey zu werden, hieß es darin. Stattdessen saß er im Rollstuhl. Unterkriegen habe er sich aber nicht lassen. Über die beiden Täter soll er einmal gesagt haben: "Sie haben mich platt gemacht. Besiegt haben sie mich nicht."

Auch Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) hatte ihn für den Einsatz für ein gewaltfreies Miteinander als Vorbild gewürdigt.

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