Extremismus - Berlin:Jüdische Gemeinde: 75 Jahre Gedenkarbeit in Gefahr

Berlin
Die Polizei drängt Teilnehmer der Demonstration palästinensischer Gruppen in Neukölln ab. Foto: Fabian Sommer/dpa (Foto: dpa)

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Berlin (dpa) - Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Gideon Joffe, hat die antisemitischen und anti-israelischen Parolen bei Solidaritätskundgebungen für die Palästinenser verurteilt. "Am Samstag hat man versucht, 75 Jahre Gedenkarbeit und Staatsräson in Deutschland zu vernichten." Dies sei zwar misslungen, sagte Joffe am Sonntag. Künftig müssten aber neue Verteidigungsformen gegen den Antisemitismus entwickelt werden.

Am Samstag war es bei einer propalästinensischen Demonstration von rund 3500 Menschen in Berlin-Neukölln zu Ausschreitungen gekommen, nachdem die Polizei die Versammlung wegen Verstößen gegen die Corona-Hygieneregeln für aufgelöst erklärt hatte. Demonstranten warfen Steine und Flaschen auf die Polizei, die Beamten setzten Pfefferspray an. Nach Polizeiangaben gab es Verletzte und auch Festnahmen - Einzelheiten wollte sie am Sonntag mitteilen.

Joffe erklärte, die Palästinenser seien Opfer des Jahrzehnte langen Irrwegs ihrer politischen Führung, die abwechselnd Verbündete von Hitler, der Sowjetunion und vom irakischen Machthaber Saddam Hussein gewesen und es heute vom Iran sei. "Sie können leider in freien Wahlen nicht über ihre Vertreter bestimmen, sondern der brutalste von ihnen - das ist heute die Hamas - setzt sich durch", sagte Joffe.

Zuvor hatte der Berlins Innensenator Andreas Geisel auf Twitter erklärt: "Ich verurteile die Gewalt auf‘s Schärfste. Steine & Flaschen auf Polizeikräfte zu werfen, geht gar nicht." Dasselbe gelte für Angriffe auf die Presse. "Protest ja, Gewalt, Antisemitismus und Hetze nein - Besonnenheit ist angesagt, bitte demonstrieren Sie friedlich", schrieb Geisel.

© dpa-infocom, dpa:210516-99-617606/2

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