Frankreich:Festnahme nach Explosionen vor Synagoge

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Feuerwehrleute und Polizisten stehen vor einem Gebäude mit Brandschäden in der Nähe der Synagoge in La Grande-Motte, Südfrankreich. (Foto: PASCAL GUYOT/AFP)

In Nîmes fasst die Polizei nach einem Schusswechsel den mutmaßlichen Täter. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Terrorverdachts, der amtierende Premier Attal spricht von einer antisemitisch motivierten Tat.

Nach der Explosion vor einer Synagoge im Süden Frankreichs ist ein Tatverdächtiger festgenommen worden. Das teilte der geschäftsführende Innenminister Gérald Darmanin in der Nacht auf Sonntag mit. Der mutmaßliche Täter habe vor der Festnahme Schüsse abgegeben, erklärte die Anti-Terror-Staatsanwaltschaft. Die Einsatzkräfte hätten zurückgeschossen und ihn im Gesicht verletzt.

Knapp 200 Polizisten und Gendarmen hatten stundenlang nach dem mutmaßlichen Täter gesucht. Es gab mehrere Durchsuchungen, bis er schließlich in Nîmes gefasst wurde, das etwa 40 Kilometer vom Anschlagsort La Grande-Motte entfernt liegt. Auch zwei Personen aus dem Umfeld des Mannes kamen in Polizeigewahrsam.

Am Samstagmorgen waren zwei Türen der dortigen Synagoge in Brand gesetzt worden. Auch zwei Autos vor dem Gebäude gingen in Flammen auf, eine Gasflasche in der Nähe explodierte. Dabei wurde ein Polizist leicht verletzt. Zu dem Zeitpunkt befanden sich fünf Menschen in der Synagoge, unter ihnen der Rabbi. Sie blieben laut Staatsanwaltschaft unverletzt.

Die Anti-Terror-Staatsanwaltschaft ermittelt zu versuchter Tötung mit Terrorismus-Bezug, Bildung einer terroristischen Vereinigung und Zerstörung mit gefährlichen Mitteln. „Die ersten Ermittlungen deuten darauf hin, dass der Täter Träger einer palästinensischen Flagge und einer Waffe gewesen ist“, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Überprüft werde auch, wie der mutmaßliche Täter die Tat vorbereitete und wie er floh.

Frankreichs Politiker sprechen der jüdischen Gemeinde ihrer Unterstützung aus

Innenminister Darmanin ließ anordnen, die Präsenz von Sicherheitskräften vor jüdischen Gotteshäusern sofort zu erhöhen. Auf X schrieb er von einer „offenbar kriminellen versuchten Brandstiftung“. Er drücke der jüdischen Gemeinschaft seine volle Unterstützung aus. Er war noch am Nachmittag zum Anschlagsort gereist – genauso wie Frankreichs amtierender Premierminister Gabriel Attal. Dieser sprach auf X von einer antisemitischen Tat. „Ein weiteres Mal wurden unsere jüdischen Mitbürger als Ziel genommen.“ Frankreichs Präsident Emmanuel Macron schrieb: „Der Kampf gegen den Antisemitismus ist ein fortlaufender Kampf, der Kampf der vereinten Nation.“ Alles werde getan, um die Verantwortlichen zu finden.

Der Vorsitzende des Dachverbands jüdischer Organisationen in Frankreich Crif, Yonathan Arfi, schrieb, die Explosion habe zu einem Zeitpunkt stattgefunden, zu dem die Ankunft von Gläubigen an der Synagoge erwartet werden könne. Es handle sich nicht nur um einen Angriff auf ein Gotteshaus, sondern den Versuch, Juden umzubringen.

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