Halbinsel Krim:Schüler tötet viele Menschen bei Amoklauf

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  • In einer Schule auf der Krim sind beim Angriff eines Schülers der Regierung zufolge 18 Menschen getötet und etwa 50 verletzt worden.
  • Danach habe sich der mutmaßliche Täter selbst erschossen.
  • Es gibt voneinander abweichende Berichte, wonach die Menschen bei einer Explosion starben oder erschossen wurden.

Beim mutmaßlichen Amoklauf eines Schülers auf eine Berufsschule in Kertsch sind dem Regierungschef der Halbinsel Krim zufolge 18 Menschen getötet und etwa 50 verletzt worden. Die Staatsanwaltschaft gab die Zahl der Todesopfer mit 17 an. Der junge Mann sei im vierten Lehrjahr gewesen, sagte Sergej Aksjonow laut Agentur Tass.

Nach der Attacke habe sich der Schüler selbst erschossen. Seine Leiche wurde nach Aksjonows Angaben in der Bibliothek im zweiten Stock des Gebäudes gefunden. Wie genau die anderen Menschen starben oder verletzt wurden, darüber gibt es voneinander abweichende Angaben.

Zunächst berichteten Behörden, in der Mensa der Schule sei eine mit Metallteilen gefüllte Bombe gezündet worden. Russische Medien meldeten, zumindest einige der Opfer seien durch Schüsse von einem oder mehreren Schützen getötet worden. Die Nachrichtenagentur AFP berichtet unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft ebenfalls, die Opfer seien erschossen worden. Schuldirektorin Olga Grebennikowa sprach davon, dass vor der Explosion im Gebäude geschossen worden sei. Aufnahmen aus einer Überwachungskamera zeigen, wie ein mit einem Gewehr bewaffneter junger Mann an der Berufsschule ankommt.

Über das Motiv des Täters gibt es bisher keine gesicherten Informationen. Die russischen Behörden gingen zunächst von einem Terroranschlag aus, nun wird nur wegen Mordes ermittelt. Präsident Wladimir Putin sagte, es sei klar, dass in Kertsch ein Verbrechen geschehen sei. "Die Motive und der Hergang werden sorgsam untersucht", sagte er im Fernsehen.

Ganz zu Beginn waren die lokalen Behörden Berichten zufolge von einer Gasexplosion ausgegangen. Der örtliche Gasversorger auf der Krim teilte allerdings mit, die Berufsschule habe gar keinen Gasanschluss.

Russland fürchtet Unruhe unter den Krimtataren

Die Hafenstadt Kertsch liegt ganz im Osten der ukrainischen Halbinsel Krim, die von Russland im Jahr 2014 annektiert worden war. Von dort führen eine Fährverbindung und seit diesem Jahr auch eine Brücke auf das russische Festland. Die Sicherheitsmaßnahmen an der Brücke wurden verstärkt. Auch vor dem Schulgebäude fuhren gepanzerte Mannschaftstransporter auf.

Russland reagiert nervös auf alle Vorfälle auf der Krim, denn die Annexion der Halbinsel ist international nicht anerkannt. Die EU kritisiert sie als Bruch des Völkerrechts. Moskau fürchtet vor allem Unruhe unter den Krimtataren, die loyal zur Ukraine standen. Die Ukraine erhöhte ihrerseits die Sicherheit an den wenigen Übergängen von und zur Krim.

Beim letzten großen Terroranschlag in Russland im April 2017 waren in der U-Bahn von St. Petersburg 14 Menschen getötet und mehr als 50 verletzt worden. Der Selbstmordattentäter war ein islamistischer Extremist aus Kirgistan in Zentralasien. Auch Amokläufe an Schulen hat es Russland bereits gegeben, Allerdings noch nie mit so schweren Folgen wie in Kertsch. Bei einem Anschlag in Tschetschenien im August, den die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) für sich reklamierte, hatten die Drahtzieher Jugendliche auf Polizisten gehetzt.

© SZ.de/dpa/AP/rtr/pvn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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