Expertenkommission:Deutsche Sprache, teure Sprache

Der Bund müsste deutlich mehr Geld für Integrationskurse ausgeben. Lehrer im Ruhestand und Mitglieder von Migranten-Organisationen sollen als Ehrenamtliche stärker eingebunden werden.

Von Jan Bielicki

Um den ins Land kommenden Flüchtlingen Deutsch beizubringen, müsste der Bund schon im nächsten Jahr deutlich mehr als doppelt so viel Geld für Integrationskurse ausgeben wie bisher. Mindestens 565 Millionen Euro seien nötig, um der steigenden Zahl von Flüchtlingen, die darauf Anspruch haben, einen solchen Kurs zu ermöglichen, heißt es in einem Bericht, den eine hochrangige Expertenkommission im Auftrag der Robert-Bosch-Stiftung verfasst hat. Sie rechnet damit, dass mindestens 150 000 der allein in diesem Jahr angekommenen Flüchtlinge einen solchen Kurs besuchen müssten. 2014 kam nur eine Minderheit der 211 000 Kursteilnehmer aus den Hauptherkunftsländern der Flüchtlinge, die Mehrzahl dagegen aus EU-Staaten und der Türkei. Im laufenden Jahr sieht der Bundeshaushalt 244 Millionen Euro für Integrationskurse vor.

Die Kommission soll sich unter der Leitung des stellvertretenden CDU-Bundesvorsitzenden und früheren nordrhein-westfälischen Integrationsministers Armin Laschet Gedanken zu einer mittel- und langfristigen Neuausrichtung der deutschen Flüchtlingspolitik machen. Mit in dem Gremium sind außer Politikern aus Ländern und Kommunen, wie die baden-württembergische Integrationsministerin Bilkay Öney und der Nürnberger Oberbürgermeister Ulrich Maly (beide SPD), auch Wissenschaftler und Spitzenvertreter von Bundesbehörden und Wirtschaftsverbänden. Ihr Ziel ist es, Empfehlungen zur Integration der Flüchtlinge zu entwickeln.

Mehr Deutschlehrer im Ruhestand sollen Flüchtlinge unterrichten

Zum Thema Spracherwerb machen die Experten nun 17 solche Vorschläge. Vor allem geht es ihnen darum, Asylbewerber möglichst früh an die deutsche Sprache heranzuführen. So sollten Sprachkenntnisse und Berufsqualifikationen bereits bei der Aufnahme erfasst, gerade die berufsbezogene Sprachförderung verstärkt und bereits für Asylbewerber mit Bleibeperspektive geöffnet werden. Großen Wert legt das Gremium darauf, Ehrenamtliche - etwa Deutschlehrer im Ruhestand oder Mitglieder von Migranten-Organisationen - besser einzubinden. In die Pflicht genommen sehen die Experten bei der sprachlichen Integration im Übrigen beide Seiten: die Einwanderer, die Deutsch zu lernen haben, aber auch die Gesellschaft des Aufnahmelandes, die Einwanderer an ihrem sozialen Leben teilhaben lässt - auch dadurch, dass sie auch deren Sprachen, etwa im Behördenalltag, akzeptiert.

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