Exklaven Melilla und Ceuta:Tausende Flüchtlinge wollen über Marokko in die EU

Der Ansturm auf die Grenzen der spanischen Exklaven in Marokko ist gewaltig. Tausende afrikanische Flüchtlinge wollen auf diesem Weg EU-Territorium erreichen. 150 ist es jetzt gelungen, die Absperrungen zu überwinden.

Bei einem erneuten Ansturm auf die spanische Exklave Melilla sind etwa 150 afrikanische Flüchtlinge von Marokko aus in das EU-Gebiet gelangt. Am Montagmorgen hätten insgesamt etwa 250 größtenteils aus Kamerun stammende Flüchtlinge gemeinsam versucht, die Absperrungen entlang der Grenze zu überwinden, teilte die Verwaltung der Küstenstadt mit.

Fünf Flüchtlinge wurden demnach wegen Quetschungen, möglichen Brüchen oder Verstauchungen im Krankenhaus behandelt. Schnittwunden erlitten die Verletzten den Angaben zufolge nicht. Die örtlichen marokkanischen Behörden erwähnten dagegen, dass acht Einwanderer sich am Stacheldraht der Absperrungen verletzten und vorübergehend ins Krankenhaus der nahe gelegenen Stadt Nador eingeliefert worden seien. Etwa 60 Flüchtlinge wurden demnach festgenommen.

Melilla ist ebenso wie die Stadt Ceuta eine spanische Exklave an der marokkanischen Mittelmeerküste. Die beiden Gebiete haben die einzige Landgrenze zwischen der EU und Afrika. Sie sind daher ein begehrtes Ziel afrikanischer Migranten. Während sie in Melilla versuchen, über den sieben Meter hohen Zaun zu gelangen, richten sich in Ceuta die dort ebenfalls regelmäßig stattfindenden Massenanstürme auf den Grenzübergang und den Strand.

Mit Gummigeschossen gegen die Flüchtlinge

Bei einer dieser Aktionen waren am 6. Februar mindestens 14 Flüchtlinge im Meer ertrunken. In der Folge entbrannte in Spanien eine heftige Debatte über das Verhalten der Sicherheitskräfte, die zusammen mit ihren marokkanischen Kollegen die Flüchtlinge zurückgedrängt hatten.

Die Regierung in Madrid gab inzwischen zu, dass Gummigeschosse eingesetzt wurden, um die Flüchtlinge abzuwehren. Ihren Angaben nach wurde aber nicht direkt auf die Flüchtlinge geschossen. Die Überlebenden berichteten dagegen in den Medien und gegenüber Menschenrechtsorganisationen, es sei gezielt auf Flüchtlinge und Schwimmringe geschossen worden. Diese hatten viele Flüchtlinge benutzt, weil sie nicht schwimmen konnten.

30 000 Afrikaner warten in Marokko

Nach Informationen der spanischen Zeitung El País warten etwa 30 000 afrikanische Flüchtlinge in Marokko auf eine Gelegenheit, in die Europäische Union zu gelangen. Die meisten von ihnen wollten über die Exklaven Ceuta und Melilla das Territorium der EU erreichen, berichtete die Zeitung unter Berufung auf spanische Polizei- und Geheimdienstkreise. Die Grenzbeamten seien völlig überfordert, betonte die Polizeigewerkschaft UFP. "Wir sind nicht darauf vorbereitet, dem Druck von 30 000 Menschen standzuhalten", sagte der UFP-Sprecher Serafín Giraldo. Er forderte ein stärkeres Engagement der EU-Grenzschutzagentur Frontex. "Die Lage ist hoffnungslos, aber Europa verschließt die Augen."

In Marokko bringen nach Informationen der Zeitung gut organisierte Schieberbanden die Afrikaner aus Staaten südlich der Sahara bis in die Nähe der spanischen Exklaven. Flüchtlinge mit genügend Geld gelangten mit Hilfe der Schieber in präparierten Fahrzeugen oder Booten auf spanisches Gebiet. Mittellose Afrikaner versuchten dagegen, in einem Massenansturm die Grenzbefestigungen zu durchbrechen.

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