Süddeutsche Zeitung

Ex-Wirtschaftsminister:Clement wird Berater in Russland

Neuer Job für Ex-Wirtschaftsminister Clement: Wie Altkanzler Schröder sitzt nun auch er im Aufsichtsrat eines russischen Unternehmens.

Der frühere Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (68) ist in den Aufsichtsrat des russischen Beratungsunternehmens Energy Consulting gewählt worden. Der ehemalige Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen werde dort als unabhängiger Experte tätig sein, teilte das Unternehmen am Dienstag in Moskau mit.

"Herrn Clements Erfahrungen und internationaler Einfluss sollen helfen, die Kooperation mit ausländischen Partnern zu erweitern", hieß es. Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben 700 Beschäftigte und ist unter anderem im Bereich der Systemintegration tätig.

Der 2008 aus der SPD ausgetretene Clement ist auch Vorsitzender des EU-Russland-Forums und sitzt im Aufsichtsrat der RWE-Kraftwerkstochter RWE Power AG (Essen).

Clement hatte im Herbst vergangenen Jahres mit seinem Austritt aus der SPD für Schlagzeilen gesorgt. Auslöser waren kritische Äußerungen Clements. Mitten im hessischen Landtagswahlkampf rief er indirekt dazu auf, die damalige SPD-Spitzenkandidatin Andrea Ypsilanti wegen ihrer Energiepolitik nicht zu wählen.

Die Bundesschiedskommission der Partei rügte Clement deshalb zwar, beschloss allerdings nicht - wie von der Parteilinken gefordert - seinen Rauswurf.

Kurz darauf warf Clement selbst das Handtuch - und erklärte nach 38 Jahren Parteizugehörigkeit seinen Austritt. Durch die Rüge sei sein sein Grundrecht auf Meinungsfreiheit "drangsaliert" worden, monierte er unter anderem.

Im Lauf seiner Karriere war Clement unter anderem Sprecher der Bundes-SPD, stellvertretender Parteivorsitzender und Ministerpräsident in Nordrhein-Westfalen. Als Minister gehörte er dem Kabinett des damaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder (SPD) an, der ebenfalls seit seinem Ausscheiden aus der aktiven Politik in der russischen Wirtschaft beratend tätig ist.

Schröder, der als Freund des Staatschefs Wladimir Putin gilt, wurde im März 2006 als Aufsichtsratsvorsitzender des Pipeline-Konsortiums NEGP-Company gewählt. Die Gesellschaft gehört größtenteils zum russischen Erdgasriesen Gazprom.

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