Ex-Sprecher von Bundespräsident Wulff:Glaeseker soll Gratisflüge genutzt haben

Nach Informationen von "Bild am Sonntag" erhielt der frühere Wulff-Sprecher Glaeseker von Partyveranstalter Schmidt neben Gratis-Urlauben auch Gratis-Flüge. Bei den Bundesbürgern verliert Wulff dramatisch an Ansehen.

Neue Vorwürfe gegen Olaf Glaeseker: Nach Informationen der Bild am Sonntag soll sich der frühere Sprecher von Bundespräsident Wulff von dem Partyveranstalter Manfred Schmidt nicht nur Urlaube, sondern auch Flüge bezahlen haben lassen. Allein 2011 sei Glaeseker in mindestens fünf Fällen umsonst geflogen, darunter in die Türkei und nach Mallorca, berichtet die Zeitung weiter. Dafür habe er Schmidts VIP-Karte von Air Berlin genutzt. Zum Zeitpunkt der Freiflüge sei Glaeseker bereits im Bundespräsidialamt für Wulff tätig gewesen.

Neue Vorwuerfe gegen Ex-Wulff-Sprecher Glaeseker

Sieht sich mit neuen Vorwürfen konfrontiert: Ex-Wulff-Sprecher Olaf Glaeseker.

(Foto: dapd)

Die Staatsanwaltschaft Hannover ermittelt gegen Glaeseker und Schmidt wegen des Verdachts der Bestechlichkeit und Bestechung. Am Donnerstag hatte die Polizei bei beiden Privat- und Geschäftsräume durchsucht.

Nach Ansicht von SPD-Fraktionsgeschäftsführer Thomas Oppermann hat die Affäre mit der Einleitung staatsanwaltschaftlicher Ermittlungen gegen Glaeseker eine neue Wendung bekommen. "Es ist bedrückend, wenn der engste Vertraute des Bundespräsidenten jetzt unter dem Verdacht der Bestechlichkeit steht", sagte er der Frankfurter Rundschau. Oppermann verwies darauf, dass auch Wulff mehrfach kostenlos Urlaub bei befreundeten Unternehmern gemacht hatte. "Herr Glaeseker wollte wohl wie sein Chef auch mal kostenlos Urlaub machen. Beide haben jedes Gefühl dafür verloren, was erlaubt ist."

3411 Euro für Kochbücher

Bei vielen Bundesbürgern verliert Wulff indes weiter an Ansehen. Derzeit hält nur ein knappes Drittel (31 Prozent) der Bundesbürger Wulff für glaubwürdig. Das ergab eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Infratest dimap für die ARD-Sendung "Günther Jauch". Im Vergleich zum Beginn seiner Amtszeit bedeutet das einen Verlust von 43 Punkten. Gegenüber Dezember, als die Affäre ihren Anfang nahm, ist es ein Rückgang von 20 Punkten. Laut Umfrage hält nur ein Viertel (26 Prozent) der Deutschen das Staatsoberhaupt für ehrlich. Die Mehrheit (56 Prozent) schätzt Wulff nicht mehr als würdigen Bundespräsidenten ein. Nichtsdestotrotz halten ihn 66 Prozent für sympathisch.

Auch die niedersächsische Landesregierung sieht sich in der Affäre um Wulff mit neuen Vorwürfen konfrontiert. Nach Informationen der Hannoverschen Allgemeine Zeitung sagte der Staatskanzleichef des damaligen Ministerpräsidenten Wulff dem Landtag 2010 nicht die Wahrheit, als er eine Finanzierung des von Eventmanger Schmidt veranstalteten Nord-Süd-Dialogs durch das Land bestritt.

Tatsächlich habe das Landwirtschaftsministerium bereits Monate zuvor 3411 Euro für Kochbücher bezahlt, die den Besuchern des Festes vom Veranstalter Manfred Schmidt geschenkt worden seien, berichtet die Zeitung. Noch am Donnerstag hatte der niedersächsische Finanzminister Hartmut Möllring (CDU) im Landtag gesagt, es habe keine finanzielle Beteiligung der Landesregierung an dem Wirtschaftstreffen gegeben, das von dem Eventmanager Manfred Schmidt organisiert wurde.

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