Ex-Serbenführer Karadzic vor UN-Tribunal:"Ich sollte ausgezeichnet werden"

Der frühere Serbenführer Radovan Karadzic hat vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal für das ehemalige Jugoslawien in Den Haag seine Verteidigungsrede begonnen. Die Richter werfen ihm Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Bosnienkrieg vor. Karadzics Verteidigung ist wirr bis obskur.

Vor dem UN-Tribunal in Den Haag hat gegen Goran Hadzic der letzte Kriegsverbrecherprozess zu den Jugoslawienkriegen begonnen.

Doch auch der frühere bosnische Serbenführer Radovan Karadzic steht vor dem Tribunal und hält seine Verteidigungsrede. Der 67-Jährige will unter anderem seine Unschuld für den Völkermord von Srebrenica 1995 beweisen und weist alle Anklagen zu Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Bosnienkrieg zurück.

"Ich habe alles getan, um einen Krieg zu verhindern", sagte Karadzic zu Beginn seiner Verteidigung vor dem Haager Kriegsverbrechertribunal. "Statt hier als Angeklagter zu erscheinen, sollte ich ausgezeichnet werden." Bei dem schlimmsten Massaker in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in der damaligen UN-Schutzzone etwa 8000 muslimische Männer und Jungen ermordet. "Ich habe nie etwas gegen Muslime gehabt", sagte hingegen Karadzic vor dem UN-Tribunal.

Auf der Anklagebank sitzt auch Goran Hadzic wegen Kriegsverbrechen

Der ehemalige Serbenführer will zu seiner Verteidigung insgesamt 300 Zeugen aufrufen. Der mutmaßliche Kriegsverbrecher war 2008 nach 13 Jahren Flucht in Belgrad festgenommen worden. Sein Prozess hatte 2009 begonnen. Die Anklage hatte ihre Beweisführung im Mai abgeschlossen. Seit seiner Gründung vor fast 20 Jahren hat das UN-Gericht in Den Haag 161 Mal Anklage erhoben.

Auf der Anklagebank sitzt auch Goran Hadzic, ehemaliger Präsident der "Republik Serbische Krajina", die 1991 mit Hilfe von militärischer Gewalt in Kroatien proklamiert, international aber nicht anerkannt wurde.

Hadzic muss sich für Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit von 1991 bis 1993 verantworten. Er war 2011 in Serbien als letzter Gesuchter des Tribunals festgenommen worden.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: