Ex-RAF-Terrorist:Mithäftlinge kritisieren Klar

In einem Protestbrief beklagen Mitgefangene von Christian Klar, dass von anderen "Lebenslänglichen" vor einer Freilassung mehr verlangt würde. Außerdem üben sie Kritik an Klars sozialem Verhalten im Gefängnis.

Mithäftlinge von Christian Klar haben eine bevorzugte Behandlung des vor der Entlassung stehenden Ex-Terroristen beklagt. Von anderen Gefangenen, insbesondere von "Lebenslänglichen", werde vor einer Entlassung mehr verlangt als von Klar, heißt es nach Angaben der Badischen Neuesten Nachrichten vom Freitag in einem Leserbrief an die Lokalredaktion der Zeitung in Bruchsal. Zudem äußerten sich die Mithäftlinge kritisch über das soziale Verhalten Klars in der Justizvollzugsanstalt.

Ex-RAF-Terrorist: Ex-RAF-Terrorist Christian Klar.

Ex-RAF-Terrorist Christian Klar.

(Foto: Foto: AP)

Die Gefangenenvertretung sei "völlig irritiert" über eine Äußerung von Bundesjustizministerin Brigitte Zypries, wonach Klar behandelt werde wie jeder andere Gefangene auch, schrieb demnach der Sprecher des von den Häftlingen gewählten Gremiums, Peter Lambert.

Von Gefangenen werde vor der Entlassung "regelmäßig ein längerer Aufenthalt im offenen Vollzug, eine - unter Bekennung zur Straftat - nachvollziehbare Tataufarbeitung, oftmals die Absolvierung einer beruflichen Ausbildung im Strafvollzug oder gar die Durchführung (sozial-)therapeutischer Behandlungen et cetera erwartet".

"Teilnahme an der Tischtennisfreizeit"

Bei Klar habe dagegen offenbar ein nur gelegentliches Nachkommen der Arbeitspflicht, eine mehrmonatige "Teilnahme an der Tischtennisfreizeit" vor einigen Jahren "sowie die spärliche Äußerung, er werde zukünftig ein legales Leben führen, zur Erfüllung von entlassungsvorbereitenden Maßnahmen genügt".

Lambert bedauerte, es habe nicht festgestellt werden können, "dass sich der sicherlich sehr intelligente Herr Klar auch einmal in der Haft für Schwächere oder nicht so intelligente Mitgefangene sozial engagiert hätte."

Die Gefangenenvertretung erklärte: "Wäre es also so, wie es unter anderem Frau Zypries darstellt, dann müssten bereits jetzt ein gutes Dutzend anderer Gefangener aus der JVA Bruchsal entlassen werden." Gleichwohl versicherte Lambert, die Gefangenenvertretung und die überwiegende Zahl der Häftlinge in Bruchsal begrüßten die Entscheidung, Klar in die Freiheit zu entlassen.

Das Oberlandesgericht Stuttgart hatte entschieden, den in den achtziger Jahren wegen neunfachen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilten Klar Anfang Januar 2009 auf Bewährung freizulassen.

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