Guttenbergs Zukunft:Merkel spricht von KT-Comeback

Die Kanzlerin preist Karl-Theodor zu Guttenberg und verteidigt ihr Verhalten in der Plagiatsaffäre. In der CSU wächst derweil der Groll über Guttenberg-Kritiker in der CDU - und es gibt leise Zweifel an der Rolle Merkels. Guttenbergs offenkundiges Lieblingsmedium berichtet von einer neuen Wohltat des Franken.

Der Abgang von Karl-Theodor zu Guttenberg von der politischen Bühne bewegt CDU und CSU weiterhin. Selbst Bundeskanzlerin Angela Merkel äußert sich nach mehreren anderen Unionspolitikern zur möglichen Zukunft des über seine zusammenkopierte Doktorarbeit gestolperten Ministers. Die CDU-Vorsitzende stimmte in den allgemeinen Unions-Tenor mit ein: Sie hält ein Comeback Guttenbergs für möglich. "Die Türen zur Politik sind ihm aus meiner Sicht nicht verschlossen", sagte die Kanzlerin den Stuttgarter Nachrichten. Sie bleibe auch bei der Auffassung, "dass er weiter ein guter Minister hätte sein können".

Zugleich wies Merkel Vorwürfe zurück, in der Affäre selbst Fehler gemacht zu haben. "Ich habe abgewogen zwischen Fehlern und Leistungen und bin zu dem Ergebnis gekommen, dass Karl-Theodor zu Guttenberg, der ein hochbegabter Politiker ist, sich als Verteidigungsminister bewährt hatte", sagte die Kanzlerin.

"Mir ging es um die zentrale Frage, ob seine unbestreitbaren Fehler, derentwegen ihm der Doktortitel aberkannt wurde, seine weitere Amtsausübung negativ beeinflussen oder sie gar unmöglich machen würden." Guttenbergs Dissertation sei "Teil eines früheren, von seiner Ministertätigkeit völlig getrennten Lebensabschnitts", so die Kanzlerin.

CSU-Parteivize und Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer kritisierte dagegen die Forderungen nach einer schnellen Rückkehr Guttenbergs. Ramsauer mahnte in der Neuen Osnabrücker Zeitung, Guttenberg jetzt erst einmal in Ruhe zu lassen. Durch Rückkehr-Spekulationen werde der Ex-Minister in den nächsten Hexenkessel getrieben. Allerdings würde es auch ihn freuen, Guttenberg wieder auf der politischen Bühne zu erleben. Andererseits wolle er sich nicht an Spekulationen beteiligen, ob Guttenberg gegebenenfalls bayerischer Regierungschef werde. Guttenbergs Rücktritt habe die CSU ordentlich durcheinandergerüttelt.

Nach CSU-Chef Horst Seehofer warfen weitere Stimmen aus Bayern der Schwesterpartei CDU mangelnde Solidarität mit Guttenberg vor. Der frühere bayerische Wissenschaftsminister und ehemalige CSU-Generalsekretär Thomas Goppel schimpfte, das Verhalten von Bundestagspräsident Norbert Lammert und Bundesforschungsministerin Annette Schavan (beide CDU) gegenüber Guttenberg spotte jeder Beschreibung. Es sei schäbig, sich auf Kosten eines politischen Freundes, der zuletzt unter fürchterlichem Druck gestanden habe, profilieren zu wollen. Schavan und Lammert hatten Guttenbergs in weiten Teilen abgekupferte Dissertation kritisiert.

Hohlmeiers Zweifel an der Kanzlerin

Die CSU-Europa-Parlamentarierin Monika Hohlmeier sagte der Rheinischen Post, die CDU säe Misstrauen unter den beiden Unions-Parteien. Sie glaube zwar nicht, dass Schavan im direkten Auftrag ihrer Vertrauten Merkel gesprochen habe, aber dass sich Schavan völlig wider den Willen der Kanzlerin geäußert habe, könne sie sich nicht vorstellen. Der CSU-Bezirkschef von Schwaben und Chef der CSU-Europagruppe im Straßburger Parlament, Markus Ferber, sagte in Richtung CDU: "Als Christen wissen wir, wie eng Hosianna und 'Kreuzigt ihn' beieinanderliegen, aber das muss ja nicht von der eigenen Unions-Schwester kommen."

Indessen berichtete die Bild-Zeitung (Onlineausgabe), Guttenberg werde seine noch ausstehenden Bezüge als Minister und Abgeordneter den Hinterbliebenen gefallener Bundeswehrsoldaten spenden. Das Bundeswehrsozialwerk solle insgesamt 30.932 Euro erhalten, mit der speziellen Verwendung für Hinterbliebene der Soldaten. Die Summe ergebe sich aus Berechnungen des Steuerzahlerbundes und setze sich zusammen aus Guttenbergs Ministergehalt für März, aus der ihm noch zustehenden letzten Diät als Bundestagsabgeordneter sowie aus dem Übergangsgeld, das er als Ex-Minister und ehemaliger Abgeordneter erhält.

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