Ex-Bundespräsident Christian Wulff vor Gericht:Urteil schon im Januar erwartet

Germany: Christian Wulff trial

Christian Wulff wäre ein Freispruch lieber als die Einstellung des Verfahrens.

(Foto: ddp images/Pool Getty Images)

Wird Christian Wulff freigesprochen? Auf diese Frage soll es schon Ende Januar eine Antwort geben. Dann will das Gericht früher als erwartet sein Urteil fällen. Die Verteidiger des ehemaligen Bundespräsidenten wollen nächste Woche ihr Plädoyer halten.

Eigentlich sollte bis in den April verhandelt werden, doch nun könnte der Korruptionsprozess gegen den früheren Bunderpräsidenten Christian Wulff deutlich früher zuende gehen. Nach einem neuen Zeitplan soll spätestens am 21. Januar das Urteil fallen. Der Vorsitzende Richter des Landgerichts Hannover, Frank Rosenow, kündigte an, in der kommenden Woche die Beweisaufnahme zu schließen. "Die Vernehmung heute hat nichts richtig Überraschendes ergeben", sagte er nach der Befragung des polizeilichen Ermittlungschefs.

In einem Zwischenfazit hatte das Gericht kurz vor Weihnachten eine Einstellung des Verfahrens angeregt, weil bis dahin nicht belegbar war, dass Wulff sich der Vorteilsannahme schuldig gemacht habe. Rechtsexperten sahen darin ein starkes Indiz für einen sich anbahnenden Freispruch. Sowohl Anklage als auch Verteidigung beharrten auf einem Urteil in der Sache.

Aus Sicht von Wulffs Rechtsanwälten kommt nur ein Freispruch für ihren Mandanten infrage. Sie boten am Donnerstag an, am 9. Januar bereits ihr Plädoyer zu halten. Zudem wollen sich die Verfahrensbeteiligten auf einen weiteren - wahrscheinlich letzten - Verhandlungstermin vor dem 22. Januar einigen.

Wulff muss sich seit Mitte November verantworten, weil der mitangeklagte Filmunternehmer David Groenewold einen Teil der Kosten für den gemeinsamen Oktoberfest-Besuch 2008 übernommen hatte. Im Gegenzug soll sich Wulff für ein Filmprojekt seines Freundes bei der Siemens-Spitze stark gemacht haben. Insgesamt geht es um rund 720 Euro für Hotel und Essen.

Nach Wulffs Aussage erfuhr er erst Anfang 2012, dass Groenewold einen Teil seiner Hotelkosten übernommen hatte. Mitarbeiter der Luxusherberge "Bayerischer Hof" bestätigten, dass Wulff die Kostenübernahme beim Auschecken nicht habe erfahren müssen. Die Staatsanwaltschaft geht dennoch weiterhin davon aus, dass Wulff sich wissentlich einladen ließ. Als wahrscheinlich letzter Zeuge soll am 9. Januar ein zweiter leitender Polizeibeamter befragt werden, danach will das Gericht die Beweisaufnahme schließen.

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