Ewald-Heinrich von Kleist:Letzter aus dem Kreis der Hitler-Attentäter ist tot

Ewald-Heinrich von Kleist

Widerstandkämpfer und Begründer der Münchner Sicherheitskonferenz: Ewald Heinrich von Kleist, aufgenommen 1978 in München.

(Foto: dpa)

Widerstandskämpfer und Begründer der Münchner Sicherheitskonferenz: Ewald-Heinrich von Kleist ist im Alter von 90 Jahren gestorben. Er war der letzte Überlebende aus dem Kreis der Hitler-Attentäter um Claus Schenk Graf von Stauffenberg.

Er wollte sich in die Luft sprengen, um Hitler zu töten: Ewald-Heinrich von Kleist schloss sich den Verschwörern um Claus Schenk Graf von Stauffenberg an und war nach dem Hitler-Attentat am 20. Juli 1944 dabei, als es im Bendlerblock zum Schusswechsel mit SS-Truppen kam. Nach dem Scheitern des Attentats wurde er verhaftet, überstand aber Haft und Konzentrationslager. Jetzt ist der letzte Überlebende aus dem Kreis um Stauffenberg im Alter von 90 Jahren gestorben.

"Je älter ich werde, desto häufiger wundere ich mich, dass ich überlebt habe", sagte Kleist zu seinem 90. Geburtstag im vergangenen Jahr der Illustrierten Focus. Genauso wie er sich von Jahr zu Jahr mehr wundere, "wie es Stauffenberg gelang, gegen den Machtblock des Bösen anzugehen und ihn fast umzustürzen. Es waren seine menschlichen Stärken, die ihn dazu befähigten."

Kleist entstammte einer Gutsbesitzerfamilie, die dem preußischen Staat jahrhundertelang in militärischen und administrativen Positionen gedient hatte. Im Stammbaum der alten preußischen Adelsfamilie findet sich auch der Dichter Heinrich von Kleist. Der Vater von Ewald-Heinrich, Ewald von Kleist-Schmenzin, war selbst erbitterter Gegnern des Nationalsozialismus - er bestärkt den Sohn bei der Frage, Hitler durch ein Attentat zu töten, auch wenn es das eigene Leben kostet.

"Ich fand es schrecklich, dass so viele Menschen für einen so wahnsinnigen Krieg geopfert werden", erklärte Kleist selbst 2004 seine Motivation, sich dem Widerstand anzuschließen. Er habe gesehen, wie Deutschland zerstört worden sei. "Das hat mich schon sehr beeindruckt. Ich mochte dieses Land sehr gerne." Zudem hätten die Verbrechen an Juden und an der Ostfront das Gefühl einer "tiefen Scham" in ihm hervorgerufen. "Das kann man auf Dauer einfach nicht hinnehmen."

Nach dem Krieg wurde Kleist in Berlin und München Verleger und gründete den Ewald-von-Kleist-Verlag in Berlin. 1962 rief er die Münchner Wehrkundetagung ins Leben, die später in Münchner Sicherheitskonferenz umbenannt wurde. Die Tagung ist heute eines der wichtigsten Treffen von Außen- und Sicherheitspolitikern weltweit.

Kleist blieb stets Mahner für den Frieden. "Wir haben eine Epoche von 65 Jahren Frieden hier in Zentraleuropa gehabt. Das hat es vorher nicht gegeben. Es ist eine einmalige Glücksoase gewesen", sagte Kleist 2010 etwa bei einem öffentlichen Gelöbnis von Soldaten vor dem Reichstagsgebäude in Berlin. Er dankte damit auch der Bundeswehr für ihren Einsatz für Frieden. Mit dem öffentlichen Gelöbnis wurde an das gescheiterte Bombenattentat erinnert.

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