Der Zoll hat den unter panamaischer Flagge fahrenden Tanker Eventin, der seit Mitte Januar vor der Küste Rügens ankert, beschlagnahmt. Das berichtet der Spiegel. Demnach soll das Schiff am Freitag vergangener Woche beschlagnahmt worden sein.
Ein Sprecher des für den Zoll zuständigen Bundesfinanzministeriums sagte an diesem Freitag, dass gegen den Tanker „zollrechtliche Maßnahmen“ liefen. Diese seien aber noch nicht abgeschlossen. Den Spiegel-Bericht bestätigte er auf Nachfrage nicht. Er sagte, „auch bei der gegebenen sicherheitspolitischen Lage können wir uns zu dem Sachverhalt nicht sehr weitgehend äußern“. Eine Weiterfahrt sei derzeit untersagt und aktuell werde das weitere Vorgehen im Hinblick auf das Schiff und die Ladung von den zuständigen Behörden geprüft. Der Ministeriumssprecher verwies darauf, dass der Zoll grundsätzlich nach Artikel 198 des Zollkodex der Europäischen Union Gegenstände unter Voraussetzungen einziehen und verwerten könne.
Die Eventin steht seit Ende Februar auf der EU-Liste der Sanktionen gegen Russland. Der Tanker ist damit eines von mehr als 150 Schiffen der sogenannten russischen Schattenflotte, gegen die Sanktionen gelten.
Mit Schattenflotte sind Schiffe gemeint, die Russland nutzt, um einen westlichen Preisdeckel für russische Ölexporte in Drittstaaten zu umgehen. Diese oft überalterten Tanker sind nicht in der Hand westlicher Reedereien und häufig ohne ausreichenden Versicherungsschutz unterwegs. Experten und Umweltschützer warnen vor erheblichen Risiken für die Schifffahrt und die Umwelt, da viele dieser Schiffe technische Mängel aufweisen und teils ohne automatisches Identifikationssystem fahren.
Kreml-Sprecher Dmitrij Peskow sagte, die Regierung in Moskau habe keine Informationen über das Schiff. Das Gleiche gelte zu den Besitzverhältnissen und zu den Gründen, warum der Tanker beschlagnahmt worden sei.
Tanker wurde im Januar vor Sassnitz auf Rügen geschleppt
Auf der Eventin waren in der Nacht zum 10. Januar unweit von Rügen alle Systeme ausgefallen. Das Schiff, das danach stundenlang manövrierunfähig in der Ostsee trieb, wurde von deutschen Einsatzkräften gesichert und vor Sassnitz auf Rügen geschleppt.
Nach der EU-Listung der Eventin habe sich die Bundesregierung entschieden, den Tanker zu beschlagnahmen, statt ihn ziehen zu lassen, schreibt der Spiegel. Im Bericht heißt es, dass durch einen sogenannten Einziehungsbescheid der Generalzolldirektion nun sowohl der altersschwache Tanker als auch die rund 100 000 Tonnen Rohöl im Wert von gut 40 Millionen Euro in deutsches Eigentum übergingen.
Außerdem soll die Eventin nach dem Erlass des Bescheids offenbar umgeflaggt werden, berichtet das Nachrichtenmagazin mit Verweis auf Sicherheitskreise. Das ungewöhnlich harsche Vorgehen solle aus Sicht des Kanzleramts und des Außenministeriums ein Zeichen an Russland sein, dass Deutschland dem Transit von russischem Öl durch die Ostsee nicht tatenlos zusehe.
Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur wurde bereits geprüft, wo das Rohöl aus den Tanks der Eventin sicher abgepumpt werden könnte. Dabei wurde laut dpa auch überlegt, ob beim Durchfahren internationaler Gewässer – aus der Ostsee in die Nordsee – Sicherheitsprobleme bestehen und ein militärischer Geleitschutz erforderlich werden könnte.
Die Landesregierung in Mecklenburg-Vorpommern würde den Tanker laut Spiegel gern bald loswerden. Dort sorge man sich um negative Auswirkungen für Umwelt und Tourismus.