Süddeutsche Zeitung

Evangelische Kirche Deutschlands:Schneider neuer EKD-Ratsvorsitzender

Die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland hat Nikolaus Schneider wie erwartet zum Vorsitzenden des EKD-Rats gewählt. Er hatte das Amt bereits nach dem Rücktritt von Margot Käßmann übernommen.

Der rheinische Präses Nikolaus Schneider ist neuer Chef der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Synode und Kirchenkonferenz wählten den 63-Jährigen in Hannover mit großer Mehrheit zum EKD-Ratsvorsitzenden. Schneider tritt die Nachfolge von Margot Käßmann an, die nach einer Alkoholfahrt im Februar zurückgetreten.

Schneider erhielt in geheimer Wahl 135 von 143 abgegebenen Stimmen. Schneider hatte das Amt nach Käßmanns Rücktritt zunächst kommissarisch weitergeführt. Der Ratsvorsitzende ist der höchste Repräsentant der 24,5 Millionen Protestanten in Deutschland. Zum Vize-Vorsitzenden wurde der sächsische Landesbischof Jochen Bohl nominiert.

Schneider ist bekannt für sein soziales und politisches Engagement. Mit deutlichen Worten kritisierte er den Atomkurs der Bundesregierung und den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr. Um künftig wieder mehr Menschen für die Kirche zu gewinnen, müsse diese verständlicher von Gott sprechen, hatte Schneider angekündigt.

Zuvor hatte die EKD zwei weitere vakante Plätze in ihrem 15-köpfigen Rat neu besetzt. Die Gewerkschafterin Edeltraud Glänzer aus Hannover und die Mainzer Theologieprofessorin Christiane Tietz wurden in die Kirchenregierung gewählt.

Schneider hatte vor einem Jahr als Stellvertreter noch im Schatten der frisch gekürten EKD-Chefin Margot Käßmann gestanden. Seit 2003 aber war er bereits Präses der mit rund drei Millionen Gläubigen zweitgrößten Landeskirche im Rheinland gewesen. Nun tritt er als Ratsvorsitzender an die Spitze der Dachorganisation der 22 evangelischen Landeskirchen.

Geboren wurde Schneider 1947 in Duisburg, sein Vater war Stahlkocher. Seine erste Stelle trat er 1976 als Gemeindepfarrer in Duisburg-Rheinhausen an, wo er sich stark für Bergleute und Stahlarbeiter eins, die vom Strukturwandel betroffen waren. Als Superintendent ging Schneider 1987 in den Kirchenkreis Moers, wobei der Fußballbegeisterte stets das Gespräch mit allen Gesellschaftsschichten suchte. 1997 wechselte er ins Landeskirchenamt nach Düsseldorf. Der Familienvater verlor 2005 eine seiner drei Töchter nach einer Leukämieerkrankung.

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