Der US-Reporter Evan Gershkovich ist in Russland zu 16 Jahren strenger Lagerhaft wegen Spionage verurteilt worden. Das melden russische Agenturen am Freitag übereinstimmend aus dem Gericht in der Stadt Jekaterinburg. Der Korrespondent des Wall Street Journal hat die Vorwürfe in dem umstrittenen Prozess zurückgewiesen.
Gershkovich war im März 2023 unter dem Vorwurf der Spionage festgenommen worden. Zu diesem Zeitpunkt arbeitete er in Russland als Korrespondent für die amerikanische Zeitung Wall Street Journal.
Die Staatsanwaltschaft hatte am Freitagmorgen 18 Jahre Haft beantragt. Der russische Inlandsgeheimdienst FSB hatte die Anschuldigungen gegen Gershkovich zuerst erhoben. Er soll im Auftrag des US-Geheimdienstes CIA konspirativ Informationen über die Rüstungsfabrik Uralwagonsawod gesammelt haben. Die US-Regierung, die Zeitung und Gershkovich selbst wiesen die Vorwürfe als haltlos zurück.
Gershkovich hatte wie viele westliche Journalisten in Russland mit einer Akkreditierung des Moskauer Außenministeriums gearbeitet und recherchiert. Wegen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine ist die Lage im Land besonders angespannt. Vertreter westlicher Medien, die aus offiziell so bezeichneten unfreundlichen Staaten kommen, laufen schnell Gefahr, als Spione denunziert zu werden.
Nach offiziellen russischen Angaben laufen im Hintergrund Verhandlungen über einen Austausch von Gershkovich mit den USA. Bisher soll jedoch noch keine Einigung erzielt worden sein.