Eva Glawischnig:Österreichs grüne Frontfrau rechnet mit "sexistischen Machos" ab

Österreichs Grünen-Chefin zurück

Österreichs Grünen-Chefin zieht sich zurück.

(Foto: dpa)
  • Turbulente Tage in der österreichischen Innenpolitik: Zuerst trat der konservative Parteichef zurück, dann wurden Neuwahlen ausgerufen.
  • Nun zieht sich auch Eva Glawischnig zurück, langjährige Chefin der Grünen.
  • Sie begründet ihren Rückzug mit persönlichen Gründen, kritisierte aber auch "sexistische Machos" und warnt vor der Sehnsucht nach dem "starken Mann".

Von Cathrin Kahlweit, Wien

Nach dem konservativen Parteichef Reinhold Mitterlehner, der vergangene Woche das Handtuch warf, hat am Donnerstag auch die Chefin der österreichischen Grünen, Eva Glawischnig, aufgegeben. Die Gründe für ihren Rückzug ins Privatleben seien "rein persönlicher Natur", sagte die 48-Jährige auf einer Pressekonferenz, die Entscheidung sei lange gereift. Sie habe gesundheitliche Probleme und wolle mehr Zeit für ihre zwei Söhne haben; Gesundheit und Familienleben seien jedoch durch einen politischen Spitzenjob bedroht, in dem man sieben Tage die Woche 24 Stunden lang verfügbar sein müsse.

Glawischnig, die als Umweltjuristin und Atomkraftgegnerin zu den Grünen gestoßen war, hatte 2008 das Amt der Parteisprecherin - und damit Chefin - vom jetzigen Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen übernommen. Sie saß fast 20 Jahre im Parlament. In ihrer Amtszeit haben die Grünen sich von einer belächelten Kraft zu einer erfolgreichen Oppositionspartei entwickelt, die in allen Bundesländern zulegte und heute in einigen mitregiert.

Glawischnig war intern geschwächt

Glawischnig argumentierte, anders als eine Woche zuvor der ÖVP-Chef, nicht mit Intrigen oder parteininternen Problemen, obwohl auch sie zuletzt nicht unumstritten gewesen war: Ein öffentlich ausgetragener Streit mit einer grünen Studentenliste und einige Querelen rund um den künftigen Kurs der Grünen, den Parteifreunde als zu zaghaft empfinden, hatten sie intern geschwächt. Ein grüner Abgeordneter sagte am Dienstag, zwei Tage vor dem Rücktritt Glawischnigs, wenn sie bleibe, "kostet das die Grünen ein paar Prozent".

Die Politikerin selbst erklärte bei ihrem Abschied, sie wolle nicht gegen Kritiker austeilen oder dreckige Wäsche waschen. Sie warnte vielmehr vor der zunehmend verbreiteten Sehnsucht nach dem "starken Mann" und der wachsenden Bereitschaft, parlamentarische Errungenschaften aufzugeben.

Sie habe im politischen Wettstreit und in mehreren Wahlkämpfen, in der Regel als einzige Frau unter männlichen Spitzenkandidaten, ein Schaulaufen des Ehrgeizes und der Eitelkeiten erlebt und glaube, dass die politische Kultur dringend mehr Frauen brauche. Das Klima in den Medien wiederum werde von einigen "sexistischen Machos" vergiftet. Als Glawischnigs Nachfolgerin an der Parteispitze wird die Tirolerin Ingrid Felipe gehandelt, als Spitzenkandidatin bei der Wahl im Oktober die Europa-Abgeordnete Ulrike Lunacek.

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