Süddeutsche Zeitung

Europawahl:So hat Deutschland gewählt

Stimmenanteile, Sitze, Gewinne und Verluste - die deutschen Ergebnisse der Europawahl. Ein Überblick in Grafiken.

Was als erstes auffällt bei dieser Wahl in Deutschland ist der Erfolg der Grünen. Die Partei hatte im Wahlkampf auf die Themen Klimaerhitzung, Artenvielfalt und Umweltschutz gesetzt - und kam damit offenbar bei vielen Menschen an.

Während die Partei bei der Bundestagswahl 2017 auf nicht einmal neun Prozent der Zweitstimmen gekommen war, ist ihr Anteil nun mehr als doppelt so groß. Bei der Europawahl 2014 hatten sie mit 10,7 Prozent ebenfalls deutlich weniger Zustimmung erhalten.

Die mit Abstand meisten Wählerinnen und Wähler hat zwar die Union überzeugt. Allerdings sieht es so aus, als hätten CDU und CSU erneut viele Anhänger verloren. 2014 war noch deutlich mehr als ein Drittel der Stimmen auf die Konservativen gefallen, bei der Bundestagswahl waren es immerhin noch fast ein Drittel. Nun sind es deutlich weniger als 30 Prozent.

Noch klarere Verluste muss offenbar die SPD hinnehmen. Die Sozialdemokraten liegen sogar deutlich hinter den Grünen. Bei der Bundestagswahl hatte die SPD noch 20,5 Prozent der Wählerinnen und Wähler für sich gewonnen, bei der Europawahl 2014 immerhin noch 27,3 Prozent.

Viele linke SPD-Wählerinnen und -Wähler sind offenbar nicht zur Linkspartei übergelaufen. Die Linke konnte ihren Stimmenanteil im Vergleich zur Europawahl 2014 nicht halten.

Mehr als jeder Zehnte hat - wie schon 2017 bei der Bundestagswahl - die EU-Skeptiker der AfD gewählt. Bei der Europawahl vor vier Jahren hatten schon sieben Prozent für die Rechtspopulisten gestimmt. Die Partei, die sich für ein "Europa der Vaterländer" starkmachen will, erreicht einen relativ stabilen Anteil der Bevölkerung, der offenbar kein Interesse am Klimaschutz und einer europäischen Sozialunion hat und sich vor einer "Masseneinwanderung" von Fremden fürchtet.

Keinen großen Erfolg konnte offenbar die FDP mit ihrer klaren Pro-EU-Haltung verbuchen. Sie bleibt deutlich hinter dem Stimmenanteil zurück, den sie bei der Bundestagswahl gewinnen konnte (10,8 Prozent), sie konnte die Zustimmung aber im Vergleich zur Europawahl 2014 erhöhen.

Gute Chancen für die Kleinparteien

Da es bei der Europawahl - anders als bei Bundestags- und Landtagswahlen in Deutschland - derzeit keine Sperrklausel gibt, haben auch kleine Parteien eine Chance, Abgeordnete ins Europaparlament zu schicken. Die Zahl der Parlamentarier ist natürlich begrenzt, Deutschland hat Anspruch auf 96 Sitze. Um in das Zuteilungsverfahren zu kommen, benötigt eine Partei etwa 0,5 Prozent der Stimmen. 2014 waren insgesamt 25 Parteien angetreten, sieben davon profitierten vom Fehlen der Sperrklausel und konnten jeweils einen Abgeordnete/n ins Europaparlament entsenden. 2019 sind 41 Parteien angetreten. Die Konkurrenz war demnach noch deutlich größer als vor fünf Jahren.

Unter den kleinen Parteien konnten die Freien Wähler und "Die Partei" einen Erfolg verbuchen. Sie werden wieder ins Europaparlament einziehen - und diesmal nicht mehr nur mit jeweils einem Abgeordneten. Jeweils einen Sitz erhalten die Piraten, die Tierschutzpartei, "Familie", die ÖDP und Volt.

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