Umfrage zur EU:Viele Europäer halten sogar einen Krieg für möglich

  • In einer Umfrage in 14 EU-Staaten zeigt eine Mehrheit eine starke Identifikation mit Europa, aber pessimistische Erwartungen für die Zukunft.
  • Sogar Kriege zwischen EU-Ländern schließen viele nicht aus.
  • Der Schutz des Klimas ist inzwischen vielen Menschen wichtiger als das Wirtschaftswachstum.

Für die Studie "Unlock Europe's Majority" hat das Meinungsforschungsinstitut YouGov für den Europäischen Rat für auswärtige Beziehungen (European Council on Foreign Relations, ECFR) im März und April mehr als 60 000 Menschen in 14 EU-Ländern befragt - zur Zukunft der EU, Sicherheit und Klimawandel.

Wie der Rat berichtet, geht aus den Ergebnissen klar hervor, dass es eine deutliche Diskrepanz gibt zwischen der Wahrnehmung des Alltags der Europäer in der Europäischen Union und dem, was sie für die Zukunft erwarten. So gab zum Beispiel nur eine Minderheit der Befragten an, die Identität als Europäer sei weniger wichtig als die nationale Identität.

Doch trotz dieser eigenen positiven Haltung zu Europa zeigt sich eine Mehrheit pessimistisch, wenn es um die Zukunft der EU geht: Die meisten Studienteilnehmer halten es für wahrscheinlich, dass die derzeitige EU in absehbarer Zeit auseinanderfallen wird.

Sogar einen Krieg zwischen EU-Ländern wollte in den meisten Ländern nicht einmal die Hälfte der Befragten ausschließen. Lediglich Deutsche, Spanier, Italiener und Dänen waren etwas optimistischer. Hier hält mindestens jeder Zweite eine solche militärische Auseinandersetzung für unmöglich.

Die meisten Europäer rechnen auch für den Nachwuchs nicht mit rosigen Zeiten. In allen Ländern, die an der Studie teilnahmen, geht eine deutliche Mehrheit davon aus, dass es den Kindern von heute eher nicht besser gehen wird als deren Eltern.

Eine der größten Sorgen ist dabei offenbar die Klimaerhitzung. So fand es in allen Ländern eine deutliche Mehrheit wichtiger, die Umwelt zu schützen, als das Wirtschaftswachstum.

Das gilt auch für Länder, in denen es vielen Menschen wirtschaftlich nicht gut genug geht, um sich oder der Familie am Ende des Monats noch etwas Gutes zu tun.

So erklärten in Griechenland etwa drei Viertel der Befragten, dafür hätten sie nicht genug Geld übrig. In Frankreich und Ungarn war fast jeder Zweite dieser Meinung. Etwas besser bewerteten die Dänen und Schweden ihre Lage. In Deutschland erklärten etwas mehr als 30 Prozent, es bliebe ihnen noch Geld übrig, etwa 40 Prozent dagegen gaben an, es reiche nicht mehr für etwas Gutes.

Die pro-europäischen Parteien müssten die Ängste und den Stress der Menschen stärker berücksichtigen, heißt es beim ECFR. Und sie bräuchten jetzt "eine umfassende, überzeugende Geschichte über die Zukunft - eine, die auf einem emotionaleren Verständnis der Wähler beruht".

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