Die SPD hat Justizministerin Katarina Barley mit 99 Prozent Zustimmung zur nationalen Spitzenkandidatin für die Europawahl am 26. Mai 2019 bestimmt. Von 194 gültigen Stimmen auf einer Delegiertenkonferenz in Berlin votierten 192 Mitglieder für Barley. Sie will nach der Europawahl nach Brüssel wechseln.
Barley hat ihre Partei angesichts des Erstarkens nationalistischer Bewegungen in Europa zu einem energischen Wahlkampf aufgerufen. Das europäische Einigungsprojekt stehe am Scheideweg.
Auf Platz zwei der Liste wurde der Fraktionschef der europäischen Sozialdemokraten im Europaparlament, Udo Bullmann, mit 97,4 Prozent gewählt. Er vertritt die Sozialdemokraten seit 1999 im Europaparlament. Seit März 2018 ist er zudem Vorsitzender der Fraktion der Progressiven Allianz der Sozialdemokraten im Europäischen Parlament. Der gehören sowohl Mitglieder der Sozialdemokratischen Partei Europas (SPE) als auch Abgeordnete, die programmatisch der Sozialdemokratie nahestehen aber keiner Partei angehören, an. Bei der letzten Europawahl 2014 landete die SPD mit Spitzenkandidat Martin Schulz bei 27,3 Prozent.
Gerangel gab es im Vorfeld um die weiteren Plätze auf der SPD-Liste. Die Vorgabe der Parteispitze, wonach jüngere Kandidaten und Frauen vermehrt auf aussichtsreichen Plätzen antreten sollten, führte dazu, dass auf der Vorschlagsliste des Vorstands andere Bewerber nach hinten rutschten. Darunter war zunächst auch die derzeitige Vizepräsidentin des Europaparlaments, Evelyne Gebhardt. Dies sorgte in Teilen der Partei für Unmut. Der Vorschlag wurde daraufhin noch einmal überarbeitet.
Der europäische Spitzenkandidat der sozialdemokratischen Parteien ist der Vizepräsident der EU-Kommission, der Niederländer Frans Timmermans. Der 57-Jährige wird im Wahlkampf Rivale des konservativen Kandidaten Manfred Weber (CSU). Beide wollen Nachfolger von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker werden und konkurrieren damit um einen der mächtigsten Posten in Brüssel. Barley könnte als nationale Spitzenkandidatin womöglich eine führende Rolle in der sozialdemokratischen Fraktion des EU-Parlamentes übernehmen.