Europapolitik:Uwe Corsepius wird Merkel-Berater

  • Uwe Corsepius wird nach SZ-Informationen europapolitischer Berater von Kanzlerin Merkel.
  • Für den 54-Jährigen ist es eine Rückkehr ins Kanzleramt.
  • Er beerbt Nikolaus Meyer-Landrut, dessen Vorgänger er auch war.

Von Nico Fried, Berlin

Überraschung im Kanzleramt: Neuer europapolitischer Berater von Angela Merkel wird nach Informationen der Süddeutschen Zeitung mit Uwe Corsepius ein alter Bekannter. Der 54-jährige Diplomat kehrt aus Brüssel nach Berlin zurück und wird Nachfolger von Nikolaus Meyer-Landrut, dessen Vorgänger er auch war. In den vergangenen vier Jahren war Corsepius Generalsekretär des Ministerrats der Europäischen Union, einer der einflussreichsten Beamtenposten in Brüssel. Meyer-Landrut soll im Sommer auf den Posten des deutschen Botschafters nach Paris wechseln.

Uwe Corsepius wird Generalsekretär des EU-Ministerrats

Uwe Corsepius berät Angela Merkel.

(Foto: dpa)

Corsepius gehörte in seiner ersten Amtszeit im Kanzleramt von 2005 bis 2011 zur Riege von Merkels wichtigsten Mitarbeitern, die sich vor allem durch Loyalität und Verschwiegenheit auszeichnen. Hinter Büroleiterin Beate Baumann und der Medienberaterin Eva Christiansen, die seit Jahrzehnten das besondere Vertrauen Merkels genießen, bildeten Corsepius, der außenpolitische Berater Christoph Heusgen, der wirtschaftspolitsche Berater Jens Weidmann sowie der damalige Regierungssprecher Ulrich Wilhelm eine Art zweiten Ring an Mitarbeitern, die Merkels Kanzlerschaft in den ersten Jahren stabilisierten.

Corsepius war damals vor allem an den Verhandlungen über den Lissabonner Vertrag beteiligt, mit dem Teile des Entwurfs für eine europäische Verfassung gerettet wurden. Corsepius gilt zudem als Vater der sogenannten Berliner Erklärung, die Deutschland während der EU-Ratspräsidentschaft 2007 aus Anlass des 50. Jahrestages der Römischen Verträge vorlegte, des Gründungsdokuments der Europäischen Gemeinschaft. Der erste Satz der Berliner Erklärung fehlt seither selten in einer europapolitischen Rede Merkels: "Wir sind zu unserem Glück vereint."

Der Vater zweier Kinder ist in Berlin geboren, hat in Erlangen Wirtschaftswissenschaften studiert und am Kieler Institut für Weltwirtschaft promoviert. Seine Laufbahn als Bundesbeamter begann er 1990 im Wirtschaftsministerium. Nach zwei Jahren beim Internationalen Währungsfonds in Washington D.C. wechselte er 1994 ins Kanzleramt von Helmut Kohl, blieb dort auch unter Gerhard Schröder, und wurde von Merkel nach ihrem Amtsantritt zum Abteilungsleiter für die Europapolitik befördert. Nach dem Wechsel Jens Weidmanns zur Bundesbank wurde Corsepius übergangsweise wirtschaftspolitischer Berater der Kanzlerin, bevor er 2011 nach Brüssel wechselte.

Um Corsepius in das Amt des Generalsekretärs beim Ministerrat zu bekommen, hatte Merkel seinerzeit zwei Versuche gebraucht. Beim ersten Mal legten sich die kleineren Länder aus dem Osten Europas quer, weil sie eine deutsche Dominanz in Brüssel fürchteten. Im zweiten Anlauf setzte die Kanzlerin ihren Favoriten dann bei den anderen Staats- und Regierungschefs durch.

Sowohl an Corsepius wie auch an Meyer-Landrut gab es in Kreisen der EU immer wieder Kritik, weil beide als schroff im Umgang gelten. Ob Corsepius auf dem Spitzenposten in Brüssel wieder jemand aus Deutschland folgen wird, ist noch offen.

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