Europa:Warten auf Berlin

Die Kommission legt neue Pläne für den Euro vor. Jetzt fehlt nur noch die Stimme aus Deutschland.

Von Alexander Mühlauer

Europa muss warten. Solange es in Deutschland keine neue Regierung gibt, können Emmanuel Macron und Jean-Claude Juncker noch so sehr auf eine Reform der Währungsunion dringen, es wird nichts passieren. Die Ideen aus Paris und Brüssel liegen nun auf dem Tisch, aber eine Antwort aus Berlin kann es erst geben, wenn klar ist, wer dort die Zukunft Europas gestaltet. Und so werden die Staats- und Regierungschefs bei ihrem Euro-Gipfel nächste Woche auf eine geschäftsführende Bundeskanzlerin treffen, die in dieser entscheidenden Frage nicht handlungsfähig ist.

Der Euro ist zum Spaltpilz des Kontinents geworden. Deutschland und Frankreich müssen einen Kompromiss ausloten. Doch so manche Forderung des französischen Präsidenten ist nicht nur teuer, sondern schlicht unnötig. Das hat auch EU-Kommissionschef Juncker erkannt. Schließlich wäre das von Macron forcierte Extra-Budget für die Währungsunion ein fatales Signal an die ärmeren Nicht-Euro-Länder in Osteuropa. Juncker will stattdessen den EU-Gesamthaushalt aufstocken, über den nach dem Brexit ohnehin neu verhandelt werden muss.

Das ist der richtige Weg, denn auf Europa kommen hohe Ausgaben zu: für Verteidigung, Migration, Terrorabwehr und insbesondere den Schutz der eigenen Währung. Dafür braucht es mehr Geld - und ein solidarisches Zeichen aus Deutschland. Europa wartet darauf.

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