G-20-Gipfel:Schwere Krawalle in Hamburg

Die Proteste gegen den G-20-Gipfel eskalieren: Mit Wasserwerfern und Pfefferspray stoppt die Polizei den Demonstrationszug und löst den Schwarzen Block auf.

German riot police confront protesters during the demonstrations during the G20 summit in Hamburg

Wasserwerfer gegen Feuerwerkskörper: Die Polizei stoppt den Demonstrationszug.

(Foto: Fabrizio Bensch/Reuters )

Bei einer Demonstration gegen den G-20-Gipfel in Hamburg hat es am Donnerstagabend massive Ausschreitungen gegeben. Während der "Welcome to Hell"-Demo bewarfen Autonome aus dem sogenannten Schwarzen Block Polizisten mit Flaschen und anderen Gegenständen. Mehrere Beamte wurden verletzt. Zudem wurden Rauchbomben geworfen. Die Polizei setzte Wasserwerfer und Pfefferspray ein. Zuvor hatten die Einsatzkräfte den Protestzug gestoppt, weil sich etwa tausend Vermummte darin befunden haben sollen. Der Aufforderung, die Vermummung abzulegen, kamen sie nicht nach.

Die Demo hatte am Hamburger Fischmarkt am Nachmittag mit Musik und Reden begonnen. Sie sollte vom Fischmarkt bis etwa 300 Meter an die Messehallen heran führen, wo an diesem Freitag der Gipfel beginnt. Als Einsatzkräfte versuchten, Vermummte vom Rest der Kundgebung zu trennen, eskalierte die Lage. "Unsere Wasserwerfer mussten eingesetzt werden", teilte die Polizei über Twitter mit. Die Einsatzkräfte wurden demnach mit Latten angegriffen. Sie trieben die rund 12 000, in der großen Mehrzahl friedlichen Teilnehmer auseinander. Am Abend teilte die Polizei mit: "Der Aufzug wurde soeben durch den Anmelder für beendet erklärt." In den Seitenstraßen begannen Vermummte anschließend damit, Wurfmaterial zu sammeln, Scheiben einzuschlagen und Barrikaden sowie Autos anzuzünden; militante Gruppen zogen durch die Stadt, rissen Verkehrsschilder heraus und warfen Böller. Schon den ganzen Tag hatten die Hamburger mit massiven Verkehrsbehinderungen leben müssen, als nach und nach die Delegationen eintrafen. US-Präsident Donald Trump kam direkt aus Polen, wo er an einer Konferenz mittel- und osteuropäischer Staaten teilgenommen und eine Rede gehalten hatte. In dieser bekannte er sich ungewohnt ausführlich zum Nato-Bündnis und kritisierte Russland mit harten Worten. Trump stellte fest, dass seine Mahnung an die Nato-Mitglieder zu deutlichen Mehrausgaben für die Verteidigung geführt habe.

Gleichzeitig pries er den Wert eines "geeinten Westens". Russland rief Trump dazu auf, nicht länger die Ukraine und andere Staaten zu destabilisieren oder Regime wie in Syrien oder Iran zu stützen. Die Kritik stand freilich im Gegensatz zu Äußerungen während einer Pressekonferenz unmittelbar davor, bei der Trump die eigenen Geheimdienste wegen ihrer Russland-Analysen angriff. Während der Präsident sprach, wurde ein Angebot der USA an Russland bekannt. Außenminister Rex Tillerson schlug vor, dass man im syrischen Bürgerkrieg über gemeinsame Flugverbotszonen und humanitäre Korridore sprechen sollte.

Am Abend wurde der Präsident in Hamburg von Angela Merkel im Hotel Atlantic empfangen. Dort sprachen sie über die strittigen Themen des Gipfels, sowie über "Brennpunkte" wie Nordkorea, den Nahen Osten und die Ukraine, wie ein Regierungssprecher knapp sagte. Das Gespräch verlief nach Angaben von Außenminister Sigmar Gabriel "freundlich und aufgeschlossen". Aber bei Handelsthemen und dem Klimaschutz gebe es "noch große Differenzen", sagte er in der ARD.

Die Kanzlerin traf auch den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan.

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