Süddeutsche Zeitung

Eugene de Kock:Südafrika lässt Apartheid-Mörder frei

  • Südafrika lässt den Apartheid-Mörder Eugene de Kock frei.
  • Der frühere Offizier der Sicherheitspolizei war unter anderem wegen zig Morde zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden.
  • Südafrikas Justizminister Michael Masutha sagte, die Freilassung de Kocks auf Bewährung werde der weiteren Aussöhnung des Landes dienen.

Südafrika lässt Apartheid-Mörder frei

Die südafrikanische Justiz hat einem der berüchtigsten Apartheid-Mörder eine Freilassung auf Bewährung gewährt. Der frühere Offizier der Sicherheitspolizei, Eugene de Kock, war nach dem Fall des rassistischen Apartheid-Regimes wegen Betrugs, Mords und Verschwörung zum Mord zu zweimal lebenslänglicher Haft plus 212 Jahren verurteilt worden. Aufgrund seiner brutalen Taten gegen Aktivisten in den 1980ern und frühen 1990ern, wurde er von den südafrikanischen Medien auch "Prime Evil" (auf Deutsch "größter Verbrecher") genannt.

Freilassung für die "weitere Aussöhnung des Landes"

Der frühere Kommandeuer der "weißen Todesschwadrone" sitzt seit etwa 20 Jahren im Gefängnis und hat mehr als hundert Morde, Folterungen und Betrüge gestanden - und damit volle Verantwortung für die Taten seines Geheimbunds übernommen. Im Gefängnis galt de Kock als Musterhäftling. Er entschuldigte sich bei Opferfamilien und arbeitete bei der Aufklärung von Verbrechen mit den Ermittlern zusammen.

Justizminister Michael Masutha sagte vor Journalisten in Pretoria, die Freilassung de Kocks auf Bewährung werde der weiteren Aussöhnung des Landes dienen. "Er hat seine Schuld an die Gesellschaft gezahlt, und ich denke, dass für Südafrika die Zeit gekommen ist, seine Vergangenheit zu verdauen", sagte de Kocks Anwalt, Julian Knight, als Reaktion auf die Freilassung seines Mandanten. Ort und Zeit der Freilassung sind geheim.

De Kocks Anwälte hatten sich seit mehr als zehn Jahren um Bewährung für ihren Mandanten bemüht. Masutha hatte das letzte Gesuch im Juli noch abgelehnt.

Justizminister Masutha lehnte unterdessen eine Freilassung auf Bewährung für zwei weitere Apartheidskiller ab. Ferdinand Barnard, wegen der Tötung des Anthropologen und Apartheidsgegners David Webster vor 17 Jahren zu zwei Mal lebenslänglich und 63 Jahre Haft zusätzlich verurteilt, bleibt im Gefängnis. Ebenso geht es dem ehemaligen konservativen Abgeordneten Clive Derby-Lewis. Er war wegen Beteiligung an der Ermordung des südafrikanischen KP-Vorsitzenden Chris Hani im Jahr 1993 zu lebenslanger Haft verurteilt worden.

Unter dem ersten schwarzen und freigewähltem Präsidenten Nelson Mandela hatte sich Südafrika für eine Aufarbeitung der politisch motivierten Gewalttaten des Apartheid-Regimes durch eine Wahrheits- und Versöhnungskommission entschlossen. Täter, Opfer sowie deren Familien standen sich dabei in oft emotionalen Anhörungen gegenüber. Nur wenige Verdächtige kamen vor Gericht.

Angehörige äußert sich zu Freilassung

Die Witwe eines Mannes, der 1992 von de Kock ermordet wurde, Sandra Mama, sieht die Entscheidung als richtig an: "Ich glaube, damit wird ein Kapitel unserer Geschichte geschlossen. Ich glaube, seine Freilassung wird noch einmal beim Aussöhnungsprozess helfen, da es noch immer viele Dinge gibt, die wir als Land tun müssen", sagte sie dem Nachrichtensender BBC.

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dpa/AFP/ha/sks
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