Fall Nawalny:EU bringt neue Russland-Sanktionen auf den Weg

Bundesaussenminister Heiko Maas, SPD, (Mitte) reist nach Luxemburg zum Rat fuer Aussenbeziehungen. Hier aufgenommen bei

Bundesaußenminister Heiko Maas (Mitte) am Montag beim Treffen mit seinen Amtskollegen aus Frankreich (Jean-Yves Le Drian, links) und Luxemburg (Jean Asselborn, rechts)

(Foto: imago images/photothek)

Bislang sei von Moskau keine glaubhafte Erklärung zu der Vergiftung des Oppositionellen Nawalny geliefert worden.

Die EU bringt nach dem Giftanschlag auf den Kreml-Kritiker Alexej Nawalny neue Russland-Sanktionen auf den Weg. Die Außenminister der EU-Staaten einigten sich am Montag bei einem Treffen in Luxemburg darauf, mit den notwendigen Vorbereitungen zu beginnen, wie die Deutsche Presse-Agentur von mehreren Diplomaten erfuhr. Auch die Nachrichtenagentur AFP berichtet darüber.

Deutschland und Frankreich hatten zuvor gemeinsam EU-Strafmaßnahmen wegen des Anschlags mit einem militärischen Nervenkampfstoff der Nowitschok-Gruppe vorgeschlagen. Sie begründeten den Schritt damit, dass Russland Aufforderungen zu einer lückenlosen Aufklärung der Tat bislang nicht nachgekommen sei.

Bislang sei von Russland keine glaubhafte Erklärung zu dem grausamen Mordversuch geliefert worden, hatte es in einer Erklärung geheißen. Daher sei man der Ansicht, "dass es keine andere plausible Erklärung für die Vergiftung von Herrn Nawalny gibt als eine russische Beteiligung und Verantwortung".

Die Strafmaßnahmen sollen nach den Plänen der beiden Länder auf Einzelpersonen abzielen, "die aufgrund ihrer offiziellen Funktion als verantwortlich für dieses Verbrechen und den Bruch internationaler Rechtsnormen gelten, sowie auf eine Einrichtung, die in das Nowitschok-Programm eingebunden ist". Details wurden bislang nicht genannt.

Nawalny in der Reha

Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) sagte in Luxemburg, die Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) habe bestätigt, dass es sich bei der Vergiftung Nawalnys um einen Verstoß gegen das Chemiewaffen-Übereinkommen handele. Dies könne nicht ohne Konsequenzen bleiben.

Der russische Kreml-Kritiker Nawalny war am 20. August während eines Inlandsflugs in Russland zusammengebrochen. Nach einer Notlandung in der sibirischen Stadt Omsk wurde er auf Drängen seiner Familie in die Berliner Charité verlegt. Der 44-Jährige hat das Krankenhaus mittlerweile verlassen, ist aber noch nicht vollständig genesen und macht in der deutschen Hauptstadt eine Reha-Maßnahme. Nawalny vermutet, dass der russische Staat hinter dem Giftanschlag auf ihn steckt. Der Oppositionelle ist einer der schärfsten Kritiker des russischen Präsidenten Wladimir Putin.

Zur SZ-Startseite

MeinungFall Nawalny
:Schröder stellt die Loyalität zu Putin über alles

Der Altkanzler desavouiert sich mit seiner Treue zum russischen Präsidenten selbst. Doch er schadet mit seinem Verhalten im Fall Nawalny auch Deutschland. Sein Weggefährte Frank-Walter Steinmeier könnte ihm Vorbild sein.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: