EU:Laue Liebhaber

Die Regierungspolitiker vernachlässigen die EU sträflich.

Von Cerstin Gammelin

Frank-Walter Steinmeier versucht, die Versäumnisse der Bundesregierung wettzumachen. Da ist einiges zu tun. Insbesondere wenn es, wie derzeit, um Europa geht. Europa zählt zu den Herzensangelegenheiten deutscher Politiker, denen sie ewige Liebe schwören - und die sie später im täglichen Geschäft schlicht übersehen. Doch jetzt, da schon wieder fünf Jahre vergangen sind und die Europawahl ansteht, muss sich jemand um die vernachlässigte Herzensdame kümmern.

Es ist grundsätzlich eine gute Idee, dass sich der Bundespräsident dieser Aufgabe annimmt. Ohne in den Verdacht zu geraten, parteipolitische Interessen zu vertreten, darf er von Amts wegen loben, ermuntern und huldigen. Er kann das Gefühl des Gebrauchtwerdens erzeugen, das (in) Europa mehr fehlt als alles andere.

Gefühle aber reichen nicht, wenn zu den Vernachlässigten die gehören, die Europa angeblich zusammenhalten. Vor einem Jahr hatten deutsche und französische Ökonomen in exzellenter Teamarbeit gegensätzliche Standpunkte zu einem echten Euro-Reformkonzept vereint. Weder die Kanzlerin noch der Finanzminister hielten es für nötig, mit ihnen zu reden oder das Konzept in Regierungshandeln zu integrieren. Dass Steinmeier das Team nun empfängt, ist gut. Den kapitalen Fehler der Regierung kann er damit nicht beheben.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: