EU-Frauenquote:Mehr Mut, Frau Reding!

Der Vorschlag der EU-Justizkommissarin Reding, europaweit eine Frauenquote in Aufsichtsräten durchzusetzen, wird in irgendeiner Schublade landen. Genau dort gehört er auch hin. Will Reding Frauen wirklich helfen, müssen mutigere Visionen her.

Cerstin Gammelin

Die europaweit verbindliche Frauenquote wird es vorerst nicht geben. Erst vor zwei Tagen war durchgesickert, dass EU-Justizkommissarin Viviane Reding eine Quote von 40 Prozent für das jeweils unterrepräsentierte Geschlecht - in der Praxis bedeutet das: Frauen - in Aufsichtsräten von Unternehmen vorschlagen will. Doch gegen den Plan hat sich rasch so massiver Widerstand formiert, dass die Quote so gut wie erledigt ist. Redings Vorhaben wird in irgendeiner Schublade landen.

Genau dort gehört es auch hin. Ausgerechnet Aufsichtsräte hatte sich Reding ausgesucht, um mehr Frauen in leitende Positionen zu befördern, um die Unternehmen weiblicher zu machen.

Das ist, genauer betrachtet, beinahe ein Witz. Denn Aufsichtsratsmandate sind nicht mehr als Prestigeposten. Der Rat trifft sich jährlich, um über die Lage des Unternehmens zu räsonieren, um ein paar Vorschläge abzuliefern, schließlich gibt es ja ein nettes Entgelt. Mit den täglichen Entscheidungen, wie ein Unternehmen zu führen ist, haben sie nichts zu tun - weswegen die Quote für Aufsichtsräte sinnlos ist.

Will die Kommissarin Frauen wirklich helfen, die Stühle an den richtigen Schalthebeln zu besetzen, muss sie deutlich mutiger werden und am besten vorschlagen, die Hälfte der Vorstände weiblich werden zu lassen. Gewiss gäbe es wieder riesigen Widerstand. Aber für den Vorschlag lohnte es sich wenigstens zu kämpfen.

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