AsylDeutschland nicht mehr Spitzenreiter bei EU-Asylanträgen

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Ein Migrant auf dem Gelände der Zentralen Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber (ZABH) des Landes Brandenburg.
Ein Migrant auf dem Gelände der Zentralen Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber (ZABH) des Landes Brandenburg. (Foto: Patrick Pleul/Patrick Pleul/dpa)

Erstmals seit Jahren wurden die meisten Anträge auf Asyl in Frankreich und in Spanien gestellt, gefolgt von Deutschland. Präsident des Deutschen Landkreistags fordert Aufnahme-Stopp für Menschen aus Kriegs- und Krisengebieten.

Deutschland ist einem Bericht zufolge bei den Asylanträgen erstmals seit Jahren nicht mehr EU-weiter Spitzenreiter. Das berichtete die „Welt am Sonntag“ in Berlin unter Berufung auf bisher unveröffentlichte Zahlen der Asylagentur der Europäischen Union (EUAA). Die Zahlen werden in einem als vertraulich gekennzeichneten Bericht der EU-Kommission vom 2. April zur Lage der Migration in der EU und in Drittstaaten genannt, wie die Zeitung schrieb. Laut „Welt am Sonntag“ liegt der Bericht der Zeitung vor.

Demzufolge ist Spitzenreiter bei den Asylanträgen neuerdings Frankreich mit 40.871 registrierten Asylanträgen zwischen dem 1. Januar und dem 31. März dieses Jahres. Dahinter folgen Spanien (39.318 Asylanträge) und Deutschland. In Deutschland ist die Zahl der Schutzgesuche im ersten Quartal des laufenden Jahres um 41 Prozent gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum auf 37.387 Anträge zurückgegangen. Schlusslichter sind laut Quartalsstatistik Ungarn (22 Asylanträge) und die Slowakei (37). Beide Staaten verfolgen einen besonders harten Kurs in der Migrationspolitik.

Die meisten Asylantragsteller in der EU plus der Schweiz und Norwegen kamen im ersten Quartal aus Venezuela (Gesamtzahl: 25.375), gefolgt von Afghanistan (Gesamtzahl: 21.524) und Syrien (Gesamtzahl: 15.138). Insgesamt stieg die Zahl der Schutzanträge von Venezolanern im ersten Quartal dieses Jahres um 44 Prozent. Auch die Anträge auf Asyl von Ukrainern (plus 84 Prozent), Chinesen (plus 87 Prozent) und Indern (plus 56 Prozent) stiegen stark an. Demgegenüber beantragten Personen aus Syrien (minus 56 Prozent), Kolumbien (minus 45 Prozent) und der Türkei (minus 44 Prozent) deutlich weniger Asyl.

Mehr als jeder zweite Asylantrag von Syrern in der EU plus Norwegen und der Schweiz (59 Prozent) wird laut Statistik in Deutschland gestellt. Insgesamt kam ein Viertel aller Schutzanträge hierzulande von Syrern (24 Prozent), gefolgt von Afghanen (16 Prozent) und Türken (11 Prozent). Frankreich ist unterdessen zum Zielland Nummer eins für Ukrainer geworden.

„Wir können nicht mehr grenzenlos weitere Flüchtlinge aufnehmen und vor allem auch integrieren“, sagt der Präsident des Deutschen Landkreistags Brötel (CDU)

Der Präsident des Deutschen Landkreistags, Achim Brötel (CDU), hat sich für einen generellen Aufnahme-Stopp für Menschen aus Kriegs- und Krisengebieten ausgesprochen. „Wir stellen letztlich infrage, ob wir Bürgerkriegsflüchtlinge überhaupt aufnehmen müssen, oder ob diese Menschen nicht besser in angrenzenden Bereichen der Krisenregionen verbleiben sollten“, sagte er der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Sonntag). „Auch die Politiker in Berlin müssen die Augen öffnen und sehen, dass wir nicht mehr grenzenlos weitere Flüchtlinge aufnehmen und vor allem auch integrieren können.“ Allein in den vergangenen zehn Jahren seien vier Millionen Menschen mehr nach Deutschland gekommen, sagte Brötel. „Das sind einfach zu viele. Ich erwarte von der künftigen Bundesregierung im Übrigen auch, dass sie dafür sorgt, dass Flüchtlinge innerhalb der EU gerechter verteilt werden.“

Brötel rief Union und SPD eindringlich auf, die vom designierten Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) angekündigte Migrationswende schnell anzupacken. „Wir müssen uns die Kontrolle rasch zurückholen, sonst wählen immer mehr Menschen antidemokratische und radikale Kräfte wie die AfD“, sagte der Präsident der knapp 300 deutschen Landkreise. „Wir müssen alles tun, um irreguläre Migration zu bekämpfen, und dazu gehört es, Menschen notfalls auch an den Grenzen zu stoppen.“ Neben den Grenzschließungen gehöre „die Kürzung von Zuwendungen für diejenigen, deren Asylanträge abgelehnt worden sind, ganz oben auf die Agenda der künftigen Regierung“, forderte der Präsident. Andere EU-Staaten kürzten abgelehnten Asylbewerbern das Geld drastisch.

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