Eta-Bomben auf Mallorca:Sprengsätze gegen den Tourismus

Bomben im Urlaubsparadies: Mit dem zweiten Anschlag auf Mallorca binnen weniger Tage zeigt die Eta, dass sie nicht so geschwächt ist, wie Politiker behaupten.

Javier Cáceres

Die Urlaubsinsel Mallorca bleibt im Visier der baskischen Terrororganisation Eta. Nur zehn Tage nach dem Attentat von Palmanova, bei dem in der Nähe der Insel-Hauptstadt Palma zwei Mitglieder der paramilitärischen Guardia Civil ums Leben gekommen waren, legten die Terroristen am Sonntag gleich drei Bomben.

Eta-Bomben auf Mallorca: Abgesperrte Innenstadt: Für der Suche nach der dritten Bombe räumte die Polizei einen Platz im Zentrum von Palma. In einem  Einkaufszentrum darunter detonierte schließlich der Sprengsatz.

Abgesperrte Innenstadt: Für der Suche nach der dritten Bombe räumte die Polizei einen Platz im Zentrum von Palma. In einem Einkaufszentrum darunter detonierte schließlich der Sprengsatz.

(Foto: Foto: dpa)

Zwei Sprengsätze wurden in Restaurants am Strand deponiert, die dritte in in der Innenstadt von Palma in einem unterirdischen Einkaufszentrum. Bei den Explosionen wurde niemand verletzt. Am späten Vormittag hatte es mehrere Anrufe "im Namen der Eta" gegeben, unter anderem bei einem baskischen Funktaxi-Unternehmen. Darin sei vor den drei Bomben gewarnt worden, die am Sonntag zwischen 12 und 18 Uhr explodieren würden, berichtete der Radiosender Cadena Ser.

Daraufhin wurden die betroffenen Lokale und ihre Umgebung geräumt. Sämtliche Bomben seien jedoch nur von "minimaler" Zerstörungskraft" gewesen, berichtete die örtliche Feuerwehr. Sie hätten lediglich überschaubare Sachschäden angerichtet.

Bomben auf der Damentoilette

Die erste Explosion ereignete sich im Restaurant "La Rigoletta" an der Promenade Portitxol, in vorderster Strandfront also. Nach Angaben der Polizei war die Bombe in der Damentoilette des Lokals gelegt worden. Nach Angaben von Augenzeugen jagte die Polizei mit Trillerpfeifen über den Strand Can Pere Antoni, um Gäste zu warnen. An der Fassade des Lokals seien keine Schäden erkennbar gewesen. Die Explosion sei aber enorm laut gewesen. Auf Fernsehbildern waren zahlreiche Badegäste am Strand zu sehen.

Kurz drauf konnten die Sprengstoffexperten der Polizei eine zweite Bombe kontrolliert sprengen. Sie befand sich ebenfalls in der Damentoilette einer Gaststätte, dem Restaurant "Enco". Auch dieses Lokal befindet sich in der Nähe der Portitxol-Promenade, auf halbem Weg also zwischen der Innenstadt Palmas und dem Flughafen.

Die dritte Bombe wurde von den Sprengstoffexperten der Polizei in der Innenstadt in der Nähe des Hotels "Palacio Avenida" gefunden, in einem unterirdischen Einkaufszentrum. Die Polizei hatte das Gebiet zuvor abgeriegelt.

Demütigung der spanischen Polizei

Die geringe Sprengkraft der Bomben deutet darauf hin, dass es der Eta in erster Linie um eine Demütigung der spanischen Polizei gegangen sein dürfte. Seit dem Anschlag von Palmanova, der am Vorabend des 50-jährigen Gründungstags der Eta begangen wurde, gelten auf der Insel massive Sicherheitsvorkehrungen. Sie waren in den vergangenen Tagen lediglich leicht gelockert worden. Zeitweise durchkämmten bis zu 1600 Agenten Mallorca, am Flughafen und an den Häfen wurden die Kontrollen verschärft. Von den Attentätern fehlte aber auch am Sonntag noch jede Spur.

Auch König Juan Carlos mit seiner Familie befindet sich seit gut einer Woche auf Mallorca im Urlaub. Sein Feriendomizil, der Marivent-Palast, liegt keine zehn Kilometer von den Orten der Anschläge entfernt. Mitglieder des spanischen Königshauses hatten sich in den vergangenen Tagen fast schon demonstrativ in der Innenstadt Palmas blicken lassen.

Auf den König selbst sollte dort 1995 ein Anschlag verübt werden, den die Polizei vereiteln konnte. Er nahm diesmal an Regatten eines Segelwettbewerbs teil, der am Samstag im Sporthafen beendet wurde - unweit des "La Rigoletta".

Mit den öffentlichen Auftritten sollte wohl auch der balearischen Tourismusindustrie geholfen werden, die in der Folge des Palmanova-Anschlags um einen weiteren Rückgang der Besucherzahlen fürchtete. Diese waren durch die Wirtschaftskrise in Nord- und Mitteleuropa bereits empfindlich gesunken. Jährlich reisen Millionen Deutsche und Briten auf die Insel.

Der Strand Can Pere Antoni gilt als eine Urlauberhochburg. Dort sind viele Restaurants und Bars angesiedelt. Zuletzt hieß es, die Zahl der Stornierungen von Pauschalreisen habe sich in Grenzen gehalten. Die Eta hat in der Vergangenheit wiederholt an Tourismuszentren zugeschlagen. Die Tourismusindustrie ist eine der wichtigsten Branchen der spanischen Wirtschaft.

"Sterile Repressionspolitik"

Nur wenige Stunden vor den Anschlägen vom Sonntag war ein Schreiben an zwei Zeitungen bekannt geworden, in dem sich die Eta zu insgesamt drei Morden sowie weiteren Attacken bekannte. "Auf Spaniens Politik der gewaltsamen Unterdrückung antworten wir mit Waffengewalt", heißt es in dem Brief. Die "Repressionspolitik" des spanischen Staates wird als "steril" und nutzlos bezeichnet.

Neben dem Bombenattentat an den beiden Zivilgardisten auf Mallorca - dem im Gegensatz zu den Anschlägen vom Sonntag kein Warnanruf vorangegangen war - übernahm die Eta auch die Verantwortung für den Tod des baskischen Antiterror-Spezialisten Eduardo Puelles. Sie bezeichnet ihn als Söldner des spanischen Staates, der gegen linke Aktivisten und junge Unabhängigkeitskämpfer vorgegangen sei.

Unterdessen riet das Auswärtige Amt in Berlin Reisenden vor Ort, Menschenansammlungen zu meiden, die Anweisungen der örtlichen Sicherheitsbehörden zu befolgen und sich umsichtig zu verhalten. Es müsse erneut mit Behinderungen durch Maßnahmen der spanischen Sicherheitsbehörden gerechnet werden. Bei weiteren Fragen sollten sich Touristen an ihren Reiseveranstalter oder an die Fluggesellschaft wenden.

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