US-Präsident Barack Obama spricht von einem "eklatanten Verstoß gegen amerikanisches und internationales Recht", Außenministerin Hillary Clinton fordert "schärfste Maßnahmen" gegen Teheran, der TV-Sender Foxnews spekuliert gar über einen Krieg gegen Iran. Dabei beginnt die Geschichte, die sich zur ernsten Belastung für das ohnehin miserable Verhältnis zwischen den USA und Iran entwickelt, so absurd wie ein Film der Coen-Brüder (No Country for Old Men, Burn After Reading).
Gebrauchtwagenhändler mit gefährlichen Plänen: Mansour Arbabsiar auf der Anklagebank in einem New Yorker Gericht.
(Foto: Reuters)Die Hauptrollen spielen: ein oberlippenbärtiger Gebrauchtwagenhändler mit US-Pass und iranischen Wurzeln sowie ein Mexikaner, der in den USA wegen Drogenhandels angeklagt war, seit der Einstellung des Verfahrens aber für US-Drogenfahnder als Informant arbeitet. Der Schauplatz: die texanische Hafenstadt Corpus Christi. Der Plot: Der oberlippenbärtige Gebrauchtwagenhändler bietet einem mexikanischem Drogenkartell 1,5 Millionen Dollar, um den Botschafter Saudi-Arabiens in den USA in einem Nobelrestaurant in Washington zu töten. Die Verschwörung trägt sogar ein filmreifen Titel: Codewort "Chevrolet".
Anders als in einem Coen-Film endet die Geschichte aber nicht in einem blutigen Finale, sondern vor einem Bundesgericht in New York. Am Dienstagnachmittag sitzt Mansour Arbabsiar, der Gebrauchtwagenhändler, dort zum ersten Mal auf der Anklagebank. Nach Erkenntnissen der US-Behörden handelt es sich bei dem Mann nicht um einen wirren Wichtigtuer, sondern um eine ernste Bedrohung. FBI-Chef Robert Mueller sagt: "Auch wenn es sich wie ein Hollywood-Drehbuch liest, wären die Auswirkungen sehr real gewesen und hätten vielen Menschen das Leben gekostet."
Am 24. Mai 2011 traf sich Arbabsiar der Anklageschrift zufolge erstmals mit dem Mexikaner, der in den Akten nur unter dem Kürzel CS-1 geführt wird. CS-1 konnte Arbabsiar überzeugen, dass er zu Los Zetas, einem der großen Drogenkartelle Mexikos gehört. Bei Los Zetas sind Auftragsmorde Tagesgeschäft.
Nach weiteren Treffen im Juni und Juli soll Arbabsiar den Mexikaner beauftragt haben, die Pläne für den Bombenanschlag auf ein Washingtoner Restaurant wurden konkreter. Im Laufe der Konversation habe er auf Bedenken des Mexikaners, dass bei dem Attentat bis zu 150 Menschen sterben könnten, geantwortet: "Kein Problem." Im August gingen dann insgesamt 100.000 Dollar auf dem von CS-1 angegebenen Konto ein, das auf das FBI lief.
"Kauf es, kauf alles davon"
Politisch brisant macht den Fall aber vor allem eine dritte Person: Gholam Schakuri, mutmaßlich ein Mitglied der Al-Quds-Brigaden, der Eliteeinheit der iranischen Revolutionsgarden. Nach seiner Festnahme am 29. September legte Arbabsiar den Angaben zufolge ein Geständnis ab. Der Anklageschrift zufolge willigte er in Telefonate mit Schakuri ein, die von den Ermittlern mitgeschnitten wurden. "Ich wollte dir sagen, dass der Chevrolet fertig ist", sagte Arbabsiar demnach zu seinem Kontaktmann. Schakuri habe geantwortet: "Kauf es, kauf alles davon."
Entscheidend für die politische Tragweite: Schakuri soll den Plan mit dem Wissen anderer hochrangiger iranischer Vertreter gesteuert und finanziert haben. Auf diese Annahme stützen sich auch die Anschuldigungen von Obama, Clinton und Justizminister Eric Holden.