Süddeutsche Zeitung

Erzherzog Franz Ferdinand:Österreichs tragischer Thronfolger

Franz Ferdinands Passion war die Jagd, sein Auftreten war schroff, sein Ende brutal - Bilder des österreichischen Thronfolgers, der dessen Ermordung in Sarajevo 1914 den Ersten Weltkrieg auslöste.

Seine Passion war die Jagd, sein Auftreten war schroff, sein Ende brutal und mit tragischen Folgen: Bilder des österreichischen Erzherzogs Franz Ferdinand. Aufnahmen aus dem Archiv von SZ Photo. Franz Ferdinand kam 1863 im steirischen Graz zur Welt. Seine Mutter war eine italienische Prinzessin, sein Vater der Bruder von Franz Joseph I., dem Kaiser von Österreich und König von Ungarn. Durch die Annahme einer Erbschaft lautete der volle Name des Erzherzogs Franz Ferdinand von Österreich-Este. Im Bild: Sterbekarte von Franz Ferdinand.

Nach dem Suizid des Thronfolgers Rudolf und dem Tod seines Vaters wurde Franz Ferdinand 1896 als Neffe des Kaisers dessen designierter Nachfolger. Im Bild: Kaiser Franz Joseph I. (im Vordergrund, li.) mit Erzherzog Franz Ferdinand (2 v.re.) beim Jahrestag der Schlacht von Aspern 1909.

Franz Ferdinand, der stets nur mit seinem ersten Namen unterschrieb und als Franz II. den Thron bestiegen hätte, war als junger Erwachsener schwer krank. Entgegen der Befürchtungen seiner Familie erholte sich der Erzherzog aber vollständig. Im Bild: Erzherzog Franz Ferdinand um 1910.

In Prag lernte Franz Ferdinand seine spätere Frau kennen: Sophie Gräfin Chotek, eine böhmische Adlige. Im Bild: Sophie Herzogin von Hohenberg, geborene Gräfin Chotek, im Jahr 1911.

Jahrelang hielten der Erzherzog und die Gräfin ihre Verbindung geheim - auch, weil die Gräfin den Habsburger Hausgesetzen zufolge nicht für eine standesgemäße Hochzeit in Frage kam. Im Bild: Zeitgenössische Postkarte des Paares.

Franz Ferdinand und seine Frau Sophie führten eine sehr harmonische Ehe. Der Erzherzog galt als rührender Vater und Familienmensch. Im Bild: Erzherzog Franz Ferdinand mit seiner Familie 1910

Während Franz Ferdinands Habsburger-Clan seine Ehefrau eher mied, freundete sich ein anderer Monarch mit dem Paar an: Wilhelm II. Der deutsche Kaiser störte sich (anders als in ähnlichen Fällen in seiner eigenen Familie) nicht an der Verbindung und ließ Sophie bei Besuchen wie eine künftige Kaiserin behandeln. Im Bild: Franz Ferdinand (li.) und der deutsche Kaiser Wilhelm II. (re.) 1912 auf der Jagd im königlichen Revier Springe.

Der alte Kaiser Franz Joseph erlaubte schließlich nur eine morganatische Ehe: Sophie durfte nicht Kaiserin werden, ihre und Franz Ferdinands gemeinsamen Kinder hatten keinen Anspruch auf den Thron. Im Bild: Erzherzog Franz Ferdinand mit seiner Ehefrau Sophie und den Söhnen Ernst und Maximilian und der Tochter Sophie im Jahre 1910.

Franz Ferdinand hatte einen bizarren Hang zum Jagen. Im Laufe seines Lebens schoss der ausgezeichnete Schütze mehr als 274 000 Tiere - von Möwen über Gämsen bis zu Elefanten. Diese Tötungsmanie war selbst manchen seiner aristokratischen Zeitgenossen suspekt. Im Bild: Franz Ferdinand 1912 auf der Jagd.

Franz Ferdinand kümmerte sich eingehend um militärische Belange. Der Kaiser räumte ihm mehr und mehr Mitsprache ein und ernannte seinen Thronfolger zum "Generalinspektor der gesamten bewaffneten Macht". Franz Ferdinand machte Franz Conrad von Hötzendorff zum Generalstabschef, lehnte aber dessen unablässig vorgetragenen Präventivkriegspläne ab. Im Bild: Erzherzog Franz Ferdinand (2.v.li.) mit Offizieren als Manöverbeobachter.

Im Sommer 1914 inspizierte Erzherzog Franz Ferdinand Manöver in Bosnien. Zum Abschluss besuchte er (re.) mit seiner Frau Sophie die Provinzhauptstadt Sarajevo. Wenige Minuten, nachdem dieses Foto aufgenommen wurde, kam es am späten Vormittag des 28. Juni 1914 zu einem der folgenschwersten Attentate der Menschheitsgeschichte.

Eine zeitgenössische Darstellung: Der 19 Jahre alte bosnisch-serbische Student Gavrilo Princip feuert auf den Erzherzog und seine Frau. Franz Ferdinand wurde tödlich am Hals verletzt, Sophie erlitt einen Bauchschuss und verblutete.

Sophie starb noch im Auto, Franz Ferdinand wurde bewusstlos in ein Gebäude gebracht und erlag dort etwa 15 Minuten nach dem Anschlag seiner Verletzung. Attentäter Princip (2. v. re.) wurde festgenommen. Der Serbe kämpfte für ein serbo-kroatisches Südslawien (Jugoslawien). Der Erzherzog war für ihn ein Unterdrücker des Volkes in Bosnien und ein gefährlicher Feind Serbiens.

Die Leichname des Erzherzogs und seiner Frau wurden in Sarajevo aufgebahrt und später nach Österreich überführt.

Der ungeliebte Thronfolger und seine Sophie erhielten eine bescheidene Trauerzeremonie in Wien. Anschließend wurden sie in der Gruft eines ihrer Schlösser beigesetzt. Im Bild: Überführung der Särge von Franz Ferdinand und Sophie zu einem Wiener Bahnhof.

Die Kriegstreiber in der Wiener Regierung nahmen das Attentat von Sarajevo zum Anlass, sich auf diplomatischem Weg Rückendeckung der Deutschen zu holen - und einen Krieg mit Serbien zu beginnen, der sich zum Weltenbrand ausweiten sollte. Der Erzherzog, der zu Lebzeiten explizit keinen Krieg gegen Serbien wollte, um die Sicherheit des Kaiserreiches nicht zu gefährden, wurde so wider Willen zum Auslöser des Untergangs der Großmacht Österreich-Ungarn. Im Bild: Trauerkarte für das getötete Ehepaar.

Der Attentäter und seine Komplizen wurden gefasst und vor Gericht gestellt. Mehrere Verschwörer wurden hingerichtet, der Todesschütze erhielt 20 Jahre Festungshaft - weil er damals noch als minderjährig galt. Princip erkrankte in der Haft und starb 1918. Im Bild: Verhandlung gegen die Attentäter und deren Helfer im Oktober 1914. In der ersten Reihe in der Mitte sitzt der Schütze Gavrilo Princip.

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