Süddeutsche Zeitung

Erster Weltkrieg im Trentino:Bollwerk im Berg - die Festung Valmorbia

Fotos vom österreichischen Sperrwerk Valmorbia nahe Rovereto, wo im Ersten Weltkrieg viele Soldaten aus Italien und Österreich starben.

Von Oliver Das Gupta

Das Werk Valmorbia nahe Rovereto wurde im Juni 1916 zum Schauplatz blutiger Gefechte. In den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg hatte das österreichische Militär diese und andere Festungen hinter der damaligen Südgrenze zu Italien errichtet.

Valmorbia, das die Italiener Forte Pozzacchio nennen, gehörte damals zu den modernsten Bollwerken. Die Zugangsstraße in eine steile Felswand getrieben.

Für die Festung wurde eine Felsnase ausgehöhlt. Über dem Werk war Platz für Geschütze, die allerdings bei Kriegsbeginn noch nicht montiert waren. Heute bietet dort eine Aussichtsplattform einen schönen Ausblick auf die umliegende Bergwelt.

Valmorbia galt als relativ sicher - zumindest vor großkalibrigen Geschossen. Durch den meterdicken Natustein waren die Verteidiger einigermaßen geschützt vor schwerer Artillerie. Im Bild: Ein österreichisches 305-mm-Geschütz, das 1915 im Alpenkrieg eingesetzt wurde. Es wurde in den Skoda-Werken gefertigt.

Hinter dem Bollwerk sind die Reste von Kasernen zu sehen. Dort war die Besatzung der Festung in Friedenszeiten untergebracht.

Inzwischen können Besucher gegen ein geringes Eintrittsgeld die restaurierte Anlage im Fels erkunden. Die Atmosphäre vermittelt einen authentischen Eindruck der Zustände, unter denen die Soldaten vor 100 Jahren ausharren mussten.

Gerätschaften und Ausrüstungen sind inzwischen aus dem Werk verschwunden. Aber Schautafeln erklären, wo Telefonzentrale, Waffenkammer und der Wasserspeicher befunden hat. Hier ein Blick in die Latrine.

Das Sperrwerk Valmorbia sollte das Vallarsa (Brandtal) abriegeln (hier ein Blick nach Süden aus einer Geschützstellung). 1915 überließen die Österreicher das noch nicht einsatzbereite Fort den anrückenden Italienern, aber eroberten es bald zurück.

Im Juni 1916 griffen italienische Einheiten nachts Valmorbia an. Die personell ausgedünnte österreichische Besatzung bekam die Attacke erst mit, als die Italiener schon an der Anlage waren.

Es kam zu heftigen Nahgefechten, deren Ausgang vor allem Maschinengewehre zugunsten der Österreicher entschieden. Mehr als 300 Italiener starben oder wurden verwundet zurückgelassen.

Mehr als 100 Jahre nach dem Ausbruch des Gebirgskrieges erinnern zahlreiche Museen an das alpine Gemetzel. In Rovereto, wo einst die Front verlief, erinnert seit den 1920er Jahren eine Friedensglocke an die Toten. Sie wurde aus Waffen der am Ersten Weltkrieg beteiligten Staaten gegossen.

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