Gedenken an den Ersten Weltkrieg:Macron: "Patriotismus ist das Gegenteil von Nationalismus"

  • In Paris gedachten ranghohe Politiker des Waffenstillstandes am Ende des Ersten Weltkrieges.
  • Die Gedenkveranstaltung fand am Arc de Triomphe im Regen und unter hohen Sicherheitsvorkehrungen statt. Unter anderem kamen Angela Merkel, US-Präsident Donald Trump und Russlands Präsident Wladimir Putin.
  • Frankreichs Präsident Macron mahnte in seiner Rede eindringlich, die Welt müsse für den Frieden kämpfen.

Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron hat beim Pariser Weltkriegsgedenken die versammelten Staats- und Regierungschefs eindringlich aufgerufen, für Frieden und eine bessere Welt zu kämpfen. Ein Rückzug auf sich selbst oder Gewalt seien keine Lösung, sagte Macron in seiner Rede bei der Feier zum 100. Jahrestag des Waffenstillstandes vom 11. November 1918. "Patriotismus ist genau das Gegenteil von Nationalismus."

Macron warnte vor Bedrohungen für den Frieden. "Die alten Dämonen steigen wieder auf - bereit, ihr Werk von Chaos und Tod zu vollenden", sagte er. Als konkrete Bedrohungen nannte er die Klimaerwärmung, Armut, Hunger und Ungleichheit.

Im Gedenken an die Soldaten, die im Ersten Weltkrieg für Frankreich fielen, entzündete Macron die Ewige Flamme unter dem Pariser Triumphbogen symbolisch neu. Das Feuer brannte 1923 zum ersten Mal und gehört zu einem Grabmal, in dem 1921 der Leichnam eines nicht identifizierten Gefallenen bestattet wurde. Das sogenannte Grabmal des unbekannten Soldaten soll an die etwa 1,4 Millionen französischen Soldaten erinnern, die im Ersten Weltkrieg getötet wurden oder verschollen sind. "In diesen vier Jahren hat sich Europa fast umgebracht", sagte Macron mit Blick auf die Kriegsjahre von 1914 bis 1918.

Der französische Präsident bekannte sich ausdrücklich zur deutsch-französischen Freundschaft, zur Europäischen Union und den Vereinten Nationen. Zu der Gedenkveranstaltung, die am Arc de Triomphe im Regen und unter hohen Sicherheitsvorkehrungen stattfand, waren auch Bundeskanzlerin Angela Merkel, US-Präsident Donald Trump und Russlands Präsident Wladimir Putin. Trump und Putin schüttelten sich nach Putins Ankunft kurz die Hände, wie auf Übertragungen zu sehen war. Putin gab ein Daumen-hoch-Zeichen in Trumps Richtung und berührte ihn am Arm.

Femen-Aktivistin läuft vor Trumps Wagenkolonne

Zu Beginn der Gedenkfeier las eine Schülerin Auszüge aus einem Roman des deutschen Soldaten und Schriftstellers Erich Maria Remarque. "Da stehen wir und sollten lachen und brüllen vor Vergnügen - und haben doch ein flaues Gefühl im Magen", lautete einer der Sätze aus "Der Weg zurück", der Fortsetzung von Remarques weltberühmtem Antikriegsroman "Im Westen nichts Neues" von 1929. "Das war eine furchtbare Welt und ein schweres Leben", las die Schülerin auf Deutsch vor.

Zuvor war eine Demonstrantin mit nackten Brüsten und auf den Oberkörper geschriebenen Slogans in die Wagenkolonne von US-Präsident Donald Trump gerannt. Der Frau sei es gelungen, Sicherheitsbarrieren am Gehsteig zu überwinden, berichteten Reporter in der Kolonne. Auf einem Video ist zu sehen, wie die Frau - die französischen Medienberichten zufolge der Frauenrechts-Organisation Femen angehörte - auf die Champs-Élysees rennt. Sicherheitskräfte hielten die Frau fest und drängten sie von der Straße.

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