Erster Rücktritt nach Umweltkatastrophe:Ölpest erreicht Washington

US-Präsident Obama will die Öko-Katastrophe im Golf von Mexiko exakt untersuchen lassen. Ein politisch Verantwortlicher nimmt seinen Hut - und an Floridas Südküste landen erste Teerklumpen.

US-Präsident Barack Obama will eine Kommission einsetzen, die die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko untersuchen soll. Nach Angaben der US-Regierung sollen sowohl die Praktiken der Ölförderung wie der Umgang der Behörden mit der beispiellosen Katastrophe untersucht werden. Ähnliche Kommissionen hatte es 1986 nach der Explosion der Raumfähre Challenger und 1979 nach der Reaktorkatastrophe von Three Mile Island bei Harrisburg gegeben.

Ölpest, Golf von Mexiko, Barack Obama; AFP

Helfer finden immer mehr Ölverseuchtes im Meer.

(Foto: Foto: AFP)

Unterdessen hat der dramatische Ölunfall erste personelle Konsequenzen in Washington. Der für die Kontrolle der Tiefsee-Bohrungen zuständige Abteilungsleiter der US-Behörde für Mineralienförderung (MMS), Chris Oynes, nahm am Montag seinen Hut. Vorausgegangen war scharfe Kritik von Präsident Barack Obama an der seiner Ansicht nach zu engen "behaglichen" Beziehung zwischen der Behörde und der Ölindustrie.

Obama bezog sich dabei unter anderem darauf, dass die MMS Bohrgenehmigungen erteilt hat, ohne dass vorgeschriebene Untersuchungen über die möglichen Umweltfolgen unternommen wurden. Außerdem ließ die Behörde Sicherheitsinspektionen auf den Bohrplattformen von den Ölunternehmen selbst machen. Oynes war nach Angaben der Wirtschaftsnachrichten-Agentur Bloomberg seit 2007 für die Kontrolle der Tiefseebohrungen zuständig.

Wie weiter bekannt wurde, will Obama eine unabhängige Kommission zur Untersuchung des Ölunfalls einsetzen - ähnlich jenen Gremien, die nach der Explosion des Spaceshuttles Challenger 1986 und dem Atomunfall von Harrisburg 1979 Nachforschungen anstellten. Eine entsprechende Anordnung werde in Kürze erwartet, berichteten die Washington Post und der Sender CNN am Montag unter Berufung auf einen Regierungsbeamten.

Im Kongress beschäftigt sich bereits eine Reihe von Ausschüssen mit den Ursachen und Hintergründen der Explosion der Ölplattform Deepwater Horizon vor vier Wochen und den dramatischen Folgen der dadurch ausgelösten Ölpest. Am Montag sagte Heimatschutzministerin Janet Napolitano vor einem Senatsgremium aus und verteidigte dabei die Regierungsmaßnahmen seit Beginn der Katastrophe.

Im Golf von Mexiko setzte derweil der Ölriese BP seine Bemühungen um eine Eindämmung des Ölaustritts fort. Am Wochenende war es gelungen, ein Saugrohr in das abgebrochene Steigrohr am Meeresgrund einzuführen, aus dem das Öl sprudelt. Seitdem kann ein Teil davon auf ein Bohrschiff geleitet werden - nach BP-Angaben bislang vermutlich etwa ein Fünftel der schätzungsweise 700 Tonnen Rohöl, die täglich aus zwei undichten Stellen austreten.

BP-Manager Doug Suttles bekräftigte am Montag, dass die Menge langsam gesteigert werden soll - wenn alles klappt, bis auf die Hälfte des aussprudelnden Öls oder sogar mehr. "Das würde uns außerordentlich freuen", sagte Suttles.

Wie der BP-Manager weiter schilderte, ist der Ölteppich auf dem Meer kleiner als je zuvor seit dem Ölunfall - das hätten jüngste Beobachtungen aus der Luft gezeigt. Allerdings haben erst am Wochenende US-Wissenschaftler neuen Alarm geschlagen: Sie haben nach eigenen Angaben riesige Ölschwaden unter der Wasseroberfläche entdeckt und befürchten, dass sie durch Strömungen um den Südzipfel Floridas herum in den Atlantik entlang der US-Ostküste getragen werden könnten.

Etwa 20 Teerklumpen sind bereits in Key West, der südlichsten Insel des Bundesstaats, entdeckt worden. Aufseher des Fort-Zachary-Taylor-Staatsparks in dem Ort, hätten die Klumpen gefunden, berichtete der Miami Herald im Internet. Nach Angaben der Küstenwache sollen die Fundstücke im Labor untersucht werden. Dort soll geklärt werden, ob der Teer im Zusammenhang mit dem Ölunfall steht.

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