Erneuter Personalwechsel:Trump ersetzt Veteranenminister durch seinen Leibarzt

  • US-Präsident hat am Mittwoch Veteranenminister David Shulkin entlassen.
  • Nachfolger wird Admiral Ronny Jackson, sein bisheriger Leibarzt.
  • Die Ernennung überraschte das politische Washington. Fragen nach seiner Erfahrung und Qualifikation wurden laut.

Von Beate Wild, Austin

Seit Wochen munkelte das politische Washington schon, dass die Tage von David Shulkin gezählt seien. Am Mittwoch nun hat US-Präsident Donald Trump den Veteranenminister entlassen. Nachfolger wird Trumps Leibarzt Ronny Jackson, ein Marineadmiral. Der Personalwechsel markiert einen drastischen Umbruch in der Veteranenpolitik des Weißen Hauses.

Shulkin, ein politisch moderater Krankenhausmanager, war bei Trump in Ungnade gefallen, nachdem er in den vergangenen Wochen wegen Verschwendung von Steuergeldern in die Schlagzeilen geraten war.

Shulkin war im Sommer 2017 mit Ehefrau, Sicherheitsbeamten und Mitarbeitern auf Staatskosten nach Europa gereist. Kostenpunkt: 122 000 Dollar. Später stellte sich heraus, dass die Shulkins fast die Hälfte des Aufenthalts für touristische Ausflüge genutzt hatten - und sich nebenbei entgegen der Richtlinien sogar Tickets für das Tennisturnier in Wimbledon hatten spendieren lassen.

Der 58 Jahre alte Shulkin war der einzige Mitarbeiter in Trumps Kabinett, der noch aus der Obama-Ära stammte. Trump dankte Shulkin für seine Dienste für das Land und "unsere großartigen Veteranen".

Jackson bescheinigte Trump erst im Januar, er sei "sehr gesund"

Über Jackson twitterte Trump, es handele sich bei dem neuen Veteranenminister um einen "hoch respektierten Admiral". Als sein Leibarzt hatte Jackson den mittlerweile 71-jährigen Präsidenten erst im Januar eingehend untersucht. Er bescheinigte Trump daraufhin, er sei sowohl körperlich als auch geistig in überragender Verfassung. Trump sei "sehr gesund" und "geistig sehr klar", teilte Jackson damals mit.

Trump habe laut Jackson, der bereits Leibarzt von Trumps Amtsvorgängern George W. Bush und Barack Obama war, bei seiner Untersuchung auch darauf bestanden, seine geistigen Fähigkeiten überprüfen zu lassen. Den Test habe er mit voller Punktzahl bestanden. Anzeichen für Erkrankungen wie Alzheimer oder Demenz gebe es bei Trump keine.

Der souveräne Auftritt des 50-jährigen Texaners vor der Presse nach Trumps Untersuchung soll eine wichtige Rolle für seine Nominierung als neuer Veteranenminister gespielt haben, sagte ein Mitarbeiter des Weißen Hauses zum Fernsehsender CNN. Der Präsident soll begeistert gewesen sein, wie Jackson die harte Befragung durch die Reporter gemeistert habe.

Die Ernennung des Leibarztes überrascht

Die Ernennung des Leibarztes überraschte das politische Washington. Unmittelbar nach seiner Ernennung durch Trump am Mittwochabend wurden bei Veteranengruppen und im Kapitol Fragen nach Jacksons Erfahrung und Qualifikation für das Ministeramt laut.

Aus dem Weißen Haus hieß es, Jackson verfüge sowohl über einen medizinischen als auch einen militärischen Hintergrund, was ihn für den neuen Job auszeichne. In seinem Sommersitz Mar-a-Lago soll Trump CNN zufolge den Leibarzt vor Spendern in den höchsten Tönen gelobt haben. Er sei "wie ein Hollywood-Star".

Bis zu Jacksons Bestätigung durch den US-Kongress soll der Pentagon-Vertreter Robert Wilkie den Ministerposten übergangsweise übernehmen.

Unterschiedliche Ansichten bei der Veteranen-Versorgung

Der geschasste Shulkin hatte öffentlich seit längerem Bedenken geäußert, dass Trump-Mitarbeiter versuchen würden, gegen ihn zu konspirieren, um ihn loszuwerden. Im Veteranenministerium hatte es einen Streit darüber gegeben, wie viel medizinische Versorgung den Kriegsveteranen auf Kosten der Steuerzahler zustehe. Während das Weiße Haus auf mehr private Versorgung drängte, hatte Shulkin einen eher modernen Ansatz verfolgt. Vom neuen Veteranenminister Jackson wird nun erwartet, dass er sich den Wünschen des Weißen Hauses anpasst.

Shulkin selbst hat zwar nicht im US-Militär gedient, erfuhr bei den traditionellen Veteranengruppen aber große Unterstützung. Die Interessensgruppen sind wie der nun entlassene Minister ebenfalls gegen eine Ausweitung von mehr privater Versorgung für ehemalige Soldaten.

Seit Trump im Januar 2017 das Präsidentenamt antrat, hat es in seiner Regierungsmannschaft schon viele personelle Wechsel gegeben. Mitte März entließ er seinen Außenminister Rex Tillerson. Ihm soll der bisherige CIA-Chef Mike Pompeo nachfolgen. Erst vor wenigen Tagen feuerte der Präsident zudem seinen Nationalen Sicherheitsberater H.R. McMaster, der durch John Bolton ersetzt wird.

Auch mehrere andere Minister sowie FBI-Führungskräfte hat Trump in den vergangenen Monaten gefeuert.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: