Ernährung:Eier-Skandal weitet sich aus

Christian Schmidt

Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) rief am Donnerstag zur telefonischen Krisenkonferenz.

(Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa)
  • Mindestens drei Millionen verseuchte Eier seien von den Niederlanden nach Deutschland geliefert worden, teilt Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt mit.
  • Zum jetzigen Zeitpunkt gehe das Ministerium davon aus, dass kontaminierte Eier in zwölf Bundesländer gelangt sind.
  • Der Ursprung des Skandals soll demnach in Belgien liegen.

Von Jan Heidtmann und Pia Ratzesberger

Deutschland sei stärker vom Skandal um verseuchte Eier betroffen als bisher angenommen, sagte Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) am Donnerstagabend in Berlin. Zum jetzigen Zeitpunkt gehe das Ministerium davon aus, dass kontaminierte Eier in zwölf Bundesländer gelangt sind. Eine Schlüsselrolle komme dabei Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen zu. Die Situation sei unter Kontrolle, aber er könne keine Entwarnung geben, sagte Schmidt nach einer telefonischen Krisenkonferenz der zuständigen Behörden und der Länder.

Mindestens drei Millionen verseuchter Eier seien von den Niederlanden nach Deutschland geliefert worden, ein großer Teil sei in den Handel gelangt. Der Ursprung des Skandals liege nach momentanem Kenntnisstand in Belgien, dort sei offenbar ein rein pflanzliches Desinfektionsmittel mit dem für die Nutztierhaltung verbotenen Insektizid Fipronil "gepanscht" worden. Dieses verunreinigte Mittel sei auch nach Deutschland geliefert worden.

Bei dem höchsten in Belgien gemessenen Wert von Fipronil in Eiern sei eine gesundheitliche Gefahr für Kinder möglich, hieß es von Seiten des Bundesinstituts für Risikobewertung - hierzulande aber sei eine akute gesundheitliche Gefährdung derzeit praktisch ausgeschlossen, da alle bisher festgestellten Werte niedrig genug lägen.

268 000 betroffene Eier in Bayern

Am 20. Juli habe Belgien alle Mitgliedstaaten in der EU darüber informiert, dass bei einem Produzenten im Land das Insektizid Fipronil gefunden worden sei, sagte Landwirtschaftsminister Schmidt - damals sei man aber davon ausgegangen, dass es keinen Vertrieb in andere Staaten gegeben habe. Die entscheidende Meldung sei am 28. Juli aus den Niederlanden eingegangen, daraufhin seien die deutschen Landesbehörden informiert worden.

Am Donnerstag hatten sich mehrere Bundesländer wie Bayern, Baden-Württemberg, Hamburg, Sachsen, Hessen, und Schleswig-Holstein den Warnungen von Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen angeschlossen, Eier bestimmter Chargen nicht zu verzehren (Details unter lebensmittelwarnung.de). In Bayern waren nach Angaben des Landesinstituts für Lebensmittelsicherheit 268 000 Eier betroffen, die in den Handel gelangt seien. Die Rückrufaktion sei aber bereits angelaufen, sagte ein Sprecher, sodass die betreffenden Chargen nicht mehr verkauft werden.

Das Insektizid ist ein Nervengift, das vor allem in der Tiermedizin gegen Flöhe, Läuse und Zecken eingesetzt wird. In der EU ist der Einsatz von Fipronil bei Nutztieren wie Hühnern verboten. Beim Menschen kann das Mittel in höheren Dosen Übelkeit und Erbrechen auslösen.

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