Ermittlungen:Kurdische Zwickmühle

Carnegie Endowment Report Urges Close, Comprehensive U.S. Role in Strengthening Federalism in Iraq

Qubad Talabani ist Vize-Premier der Kurdenregion im Irak. Er soll einem Hamburger Geschäftsmann angeblich gedroht haben, ihm jeden Knochen zu brechen.

(Foto: Marketwire)

Die Hamburger Staatsanwaltschaft fahndet nach dem Vize-Premier der Kurdenregion im Irak. Er soll einen Geschäftsmann bedroht haben. Die Ermittlungen sind problematisch. Talabani ist Kontaktmann der Bundesregierung.

Die Hamburger Staatsanwaltschaft lässt nach Informationen von SZ und NDR nach dem Vize-Premierminister der autonomen Kurdenregion im Irak fahnden - und damit ausgerechnet nach einem wichtigen Gesprächspartner der Bundesregierung. Qubad Talabani wird vorgeworfen, den deutsch-irakischen Geschäftsmann Aram Abdulrahman bedroht zu haben, nachdem dieser ausstehende Provisionen in Millionenhöhe aus einem Zuckergeschäft mit dem irakischen Handelsministerium eingefordert hatte. Die Staatsanwaltschaft würde Talabani offenbar gern zu der Sache vernehmen. Da jedoch keine Anschrift Talabanis vorliegt, wird seit Anfang des Jahres nach ihm gefahndet. Sollte Talabani nun in die Bundesrepublik einreisen, müsste die Polizei ihn aufhalten.

Das Ermittlungsverfahren gegen Talabani, dessen Vater bis 2014 Präsident des Irak war, ist für die Bundesregierung nicht ganz unproblematisch. Die autonome Kurdenregion im Irak ist ein wichtiger Partner des Westens im Kampf gegen die Terrorgruppe Islamischer Staat. Erst vor wenigen Monaten schickte die Bundesregierung Waffen im Wert von mehreren Millionen Euro an die Peschmerga-Milizen der Kurden-Region. Es wäre verwunderlich, wenn Talabani bei den vorausgegangenen Gesprächen nicht auch ein Wörtchen mitgeredet hätte.

Das Auswärtige Amt teilte dazu mit, dass Talabani "zu den politischen Ansprechpartnern des deutschen Generalkonsulats Erbil" zähle. Aus dem Verteidigungsministerium hieß es, dass der Vize-Premier an "operativen Gesprächen" über Waffenlieferungen nicht teilgenommen habe - zumindest nicht "soweit rekonstruierbar". Fotos aus den Jahren 2014 und 2015 zeigen Talabani indes im Gespräch mit Verteidigungsministerin von der Leyen und Außenminister Steinmeier. Die Regierung der kurdischen Autonomieregion wollte sich auf Nachfrage nicht zu der Angelegenheit äußern.

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