Ermittlungen gegen Schafik:Ex-Präsidentschaftskandidat verlässt Ägypten

Veruntreuung und Korruption: So lautet der Vorwurf, den die Staatsanwaltschaft gegen Mubaraks letzten Regierungschef Schafik erhebt. Nur wenige Stunden später hat er nun das Land verlassen - angeblich aus religiösen Motiven.

Ahmed Schafik hat Ägypten verlassen. Der bei der Präsidentschaftswahl unterlegene Kandidat flog am Dienstagmorgen in die Vereinigten Arabischen Emirate. Wenige Stunden zuvor hatte die Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen den letzten Regierungschef Hosni Mubaraks eingeleitet. Der Vorwurf lautet, Schafik habe während seiner Zeit als Luftverkehrsminister öffentliche Mittel verschwendet. Auch in Korruptionsaffären soll Schafik verwickelt sein.

Ahmed Schafik Ägypten Mekka

Anhänger mit Wahlplakaten des Ex-Kandidaten Schafik in Kairo.

(Foto: REUTERS)

Nach Angaben seines Wahlkampf-Teams will Schafik, der in der Stichwahl dem Kandidaten der Muslimbruderschaft, Mohammed Mursi, knapp unterlegen war, nach Saudi-Arabien reisen, um dort an einer traditionellen Pilgerreise nach Mekka teilzunehmen, die schon länger geplant gewesen sein soll. Danach werde er in Heimatland zurückkehren, hieß es auf Schafiks offizieller Facebook-Seite.

Schafik habe gemeinsam mit zwei Töchtern und drei Enkelkindern für einen Flug nach Abu Dhabi eingecheckt, bestätigten Sicherheitskreise am Flughafen in Kairo. Laut der staatlichen Nachrichtenagentur Mena verließ Schafik das Land allerdings allein in einer Maschine der United Arab Emirates Airline. Nähere Informationen waren zunächst nicht zu erhalten.

Mursi will "unabhängigen" Ministerpräsidenten

Unterdessen sucht der neue ägyptische Präsident Mohammed Mursi einen neuen Regierungschef: Seine künftige Regierung solle von einem "unabhängigen" Ministerpräsidenten geführt werden, hieß es aus dem Umfeld des Islamisten. Das Kabinett solle vor allem Experten der Fachgebiete versammeln. Als möglichen Regierungschef brachte die Regierungszeitung Al-Ahram den früheren Chef der Internationalen Atomenergiebehörde und Friedensnobelpreisträger des Jahres 2005, Mohamed el-Baradei, ins Gespräch.

Dieser hatte den Volksaufstand, der im Februar 2011 zum Sturz des früheren ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak führte, maßgeblich unterstützt. Neben Baradei nannte die Zeitung zudem Hasem al-Beblawi als möglichen Kandidaten. Al-Beblawi war nach dem Sturz Mubaraks Finanzminister in einer Übergangsregierung. Auf Anfrage sagte dieser, er halte sich derzeit im Ausland auf und habe bisher keinen Kontakt mit dem Umfeld des Präsidenten gehabt.

Die Berufung nicht-islamistischer Politiker gilt als Voraussetzung für eine breite Akzeptanz Mursis im Land. Die Wahlkommission hatte am Sonntag den Sieg Mursis in der Stichwahl um das Präsidentenamt mit fast 52 Prozent der Stimmen verkündet. Der Islamist trat daraufhin aus der unter Mubarak verbotenen Muslimbruderschaft aus und versprach, Präsident aller Ägypter sein zu wollen. Die seit November amtierende Übergangsregierung unter Kamal al-Gansuri ist nur noch geschäftsführend im Amt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: