Süddeutsche Zeitung

Eritrea und Äthiopien:Neue Freunde für die alten Feinde

Die politischen Führer von Eritrea und Äthiopien haben in Dschidda ihren Friedensvertrag unterzeichnet. Die Ortswahl zeigt, wohin sie sich künftig orientieren: in Richtung arabische Länder und China.

Kommentar von Bernd Dörries, Kapstadt

Es gibt gerade fast jeden Tag etwas zu feiern in Eritrea und Äthiopien, zwei Länder am Horn von Afrika, die über Jahrzehnte zuverlässige Lieferanten von schlechten Nachrichten waren: Hunger, Krieg, Diktatur - Afrika halt. Ganz so war es nicht, wenn man genauer hinschaute, aber das wollten nur wenige.

Jetzt lohnt sich der Blick: Jahrzehntelang waren Eritrea und Äthiopien in inniger Feindschaft verbunden. Auf einmal wirken sie wie alte Freunde. Ständig sieht man ihre politischen Führer gemeinsam um die Wette lächeln, ständig werden Botschaften und Grenzübergänge eröffnet, Flugverbindungen eingeweiht, Menschen liegen sich in den Armen. An diesem Sonntag haben die beiden einen formalen Friedensvertrag unterzeichnet, der alle Streitigkeiten regeln soll. Sie haben es auf Einladung des saudischen Königs in Dschidda getan.

Die Ortswahl zeigt, wohin sich Äthiopien und Eritrea orientieren, nach Osten, hin zu den arabischen Ländern und China. Europa und die USA spielen keine Rolle mehr, sind mit sich selbst beschäftigt. Chinesen und Araber hingegen pumpen Milliarden nach Ostafrika, nicht immer aus selbstlosen Motiven. Sie tragen aber dazu bei, dass in Äthiopien und Eritrea eine Dividende entsteht, dass die Gegner von gestern merken, dass sich der Frieden lohnt.

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