Kritik an Vorsitzenden:Tichy gibt Vorsitz der Ludwig-Erhard-Stiftung ab

Euro Round Table Euro Round Table der Euro Advisors Services GmbH in der BMW Welt in München. Es spricht Roland Tichy.

Der Journalist Roland Tichy

(Foto: imago images/argum)

Grund ist ganz offensichtlich eine Debatte um frauenfeindliche Äußerungen über die SPD-Politikerin Chebli. Daraufhin zogen prominente Mitglieder der Stiftung Konsequenzen.

Der in die Kritik geratene Journalist Roland Tichy gibt den Vorsitz der Ludwig-Erhard-Stiftung ab. Er werde sich bei der Mitgliederversammlung am 30. Oktober - dem Ende seiner turnusgemäßen Amtszeit - nicht zur Wiederwahl stellen, teilte der Vorstand der Stiftung in einem Schreiben an die Mitglieder mit. Gründe wurden in dem Rundschrieb nicht genannt. Nach Angaben des Stiftungsvorstands wollen sich außer Tichy auch der stellvertretende Vorsitzende Oswald Metzger sowie der Schatzmeister Alexander Tesche nicht zur Wiederwahl stellen.

Grund für den Schritt Tichys, der seit 2014 den Vorsitz innehat, ist ganz offensichtlich eine Debatte um frauenfeindliche Äußerungen über die SPD-Politikerin Sawsan Chebli in der Monatszeitschrift Tichys Einblick. In dem Magazin heißt es über Chebli, die sich im selben Berliner Wahlkreis wie der amtierende Berliner Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) um eine Bundestagskandidatur bemüht: "Was spricht für Sawsan? (...) Befreundete Journalistinnen haben bislang nur den G-Punkt als Pluspunkt feststellen können in der Spezialdemokratischen Partei der alten Männer."

Chebli twitterte, der Rücktritt von Tichy sei "längst überfällig" gewesen, "aber er löst natürlich nicht das Riesenproblem, das wir mit Sexismus haben. Deshalb: Lasst uns auch künftig alle niemals schweigen!"

Zuvor hatte die Staatsministerin für Digitales, Dorothee Bär (CSU), ihre Mitgliedschaft in der Stiftung aus Protest gegen Tichy gekündigt. Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und der Vorsitzende der Mittelstandsunion, Carsten Linnemann, kündigten an, ihre Mitgliedschaft in der Ludwig-Erhard-Stiftung mit sofortiger Wirkung ruhen zu lassen.

Im Gespräch mit dem Handelsblatt nannte Bär als Grund für ihre Entscheidung die Publikation mit "frauenverachtenden und in höchstem Ausmaß sexistischen Äußerungen gegenüber meiner Kollegin Sawsan Chebli". Bär sagte, "derartige Ausfälle" seien "unerträglich" und mit den Zielen der Stiftung absolut unvereinbar. Solange die Stiftung einen Vorsitzenden habe, unter dessen Federführung solche Texte veröffentlicht würden, könne und wolle sie sie nicht weiter unterstützen.

Das CDU-Präsidiumsmitglied Spahn und CDU/CSU-Fraktionsvize Linnemann erklärten dazu, die Ludwig-Erhard-Stiftung sei eine Institution mit langer Tradition und dem Erbe des Namensgebers verpflichtet. Jedoch sei leider "seit geraumer Zeit eine Debattenkultur von führenden Vertretern der Stiftung festzustellen, die dieser Verantwortung nicht gerecht wird". Das schade dem Ansehen Ludwig Erhards.

Der FAZ zufolge soll sich auch Bundesbankpräsident Jens Weidmann kritisch über Tichy geäußert haben. Weidmann ist - allerdings nicht in seiner Funktion als Bundesbankpräsident - ebenfalls Mitglied der Stiftung. In einem Schreiben an die anderen Mitglieder soll Weidmann demnach geschrieben haben, dass Tichy die Arbeit der Stiftung befördert habe, zugleich aber als Herausgeber von Tichys Einblick eine "medial sichtbare Rolle" spiele. "Dort herrscht ein zuspitzender, oft polemischer Debattenstil und es ist wiederholt zu beleidigenden und verletzenden Äußerungen gekommen, die sich mit den Idealen der Stiftung nicht vertragen und eine negative öffentliche Berichterstattung über die Stiftung ausgelöst haben", schreibt Weidmann.

Der Bundesbankpräsident zeigte sich der FAZ zufolge daher zufrieden mit Tichys Rückzug. Ein personeller Neuanfang sei wichtig. Tichys Rolle als Herausgeber vertrage sich nicht mit seiner Rolle als Vorsitzender der Stiftung.

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