Deutschland hat deutlich weniger Einwohner als bislang angenommen: Aktuell leben etwa 80,2 Millionen Menschen in der Bundesrepublik. Bislang waren die Statistiker von einer Einwohnerzahl von 81,8 Millionen ausgegangen. Das ergab der Zensus 2011, den das Statistische Bundesamt jetzt in Berlin vorstellt.
Es ist die erste Volkszählung in Deutschland seit mehr als zwei Jahrzehnten. Die Einwohner wurden zuletzt 1987 in der damaligen Bundesrepublik und 1981 in der DDR gezählt. Diese Daten wurden anhand von Informationen über Geburten, Todesfälle und Ummeldungen kontinuierlich aktualisiert - "fortgeschrieben" sagen die Statistiker - allerdings sind die Quellen dieser Anpassungen nicht immer präzise. Deshalb wurden die Zahlen im Laufe der Zeit immer ungenauer.
Die Abweichungen bei den Einwohnerzahlen sind zwischen Zensus 2011 und der Bevölkerungsfortschreibung regional sehr unterschiedlich: In zwölf Bundesländern sind die Abweichungen relativ gering, in vier Bundesländern - Berlin, Hamburg, Baden-Württemberg und Sachsen - sind sie dagegen relativ groß.
In Städten teilweise Abweichungen von mehr als 10.000 Einwohnern
In 16 Städten lag die Abweichung zur Fortschreibung bei mindestens 10.000 Einwohnern. Prozentual betrachtet wurden bei den Großstädten die größten negativen Differenzen für Aachen (-8,5 Prozent), Mannheim (-7,5), Würzburg (-6,8), Freiburg im Breisgau (- 6,6) sowie für Offenbach am Main und Osnabrück (-6,4) festgestellt. Die größten positiven Abweichungen gab es in Bielefeld.
Besonders bemerkbar macht sich die geringere Einwohnerzahl bei jenen Bürgern, die einen ausländischen Pass haben: Im Jahre 2011 lebten in Deutschland nahezu 1,1 Millionen weniger Ausländer als bislang angenommen. Die Zahl liegt bei 6,2 Millionen und entspricht einer Quote von 7,7 Prozent.
Deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 7,7 Prozent lag der Ausländeranteil in Hamburg, Hessen, Berlin, Baden-Württemberg und Bremen; in den neuen Bundesländern betrug er dagegen weniger als zwei Prozent.
Berlin mit niedrigster Eigentümerquote
Mit Hilfe des Zensus gewinnen die Statistiker aber nicht nur die genaue Einwohnerzahl, sondern auch Erkenntnisse zum Beispiel zu Erwerbstätigkeit, Religionszugehörigkeit, Staatsangehörigkeit und Bildungssituation.
Und zur Wohnungssituation: Es wurden rund 19 Millionen Gebäude mit Wohnraum und 41,3 Millionen Wohnungen gezählt. Vergleicht man diese Ergebnisse mit den Ergebnissen der bisherigen Fortschreibung des Wohnungsbestandes, gab es 2011 in Deutschland 500.000 Wohnungen mehr als bislang angenommen.
Die im Schnitt größten Wohnungen gibt es in Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Niedersachsen mit einer durchschnittlichen Größe von mehr als 100 Quadratmetern, der Bundesdurchschnitt beträgt 90,7 Quadratmeter. Wesentlich beengter wohnen die Menschen in Hamburg, Sachsen und Berlin, das als Bundesland mit der höchsten Siedlungsdichte mit durchschnittlich 72,2 Quadratmetern auch die kleinsten Wohnungen aufweist.
Berlin liegt auch beim Anteil der bewohnten Wohnungen, die von den Eigentümern selbst bewohnt werden, ganz am Ende. Mit einer Eigentümerquote von nur 15,6 Prozent rangiert die Hauptstadt deutlich unter der deutschlandweiten Quote von 45,8 Prozent. Die höchsten Eigentümerquoten haben die Länder im Südwesten, allen voran das Saarland (62,8 Prozent) und Rheinland-Pfalz (57,6 Prozent).
In Deutschland stehen 4,4 Prozent aller Wohnungen (ohne Wohnheime) leer. Allerdings gibt es beim Leerstand regional betrachtet große Unterschiede: So sind die Leerstandsquoten im Osten deutlich höher als im Westen. Die bundesweit höchste Leerstandsquote gibt es in Sachsen mit 9,9 Prozent, gefolgt von Sachsen-Anhalt mit 9,4 Prozent. Die niedrigsten Leerstandsquoten weisen Hamburg mit 1,5 Prozent und Schleswig-Holstein mit 2,7 Prozent auf.
Unter den Großstädten Deutschlands liegt die Leerstandsquote in Chemnitz, Leipzig und Halle bei mehr als zehn Prozent. Angespannt sind die Wohnungsmärkte in Jena, Münster, Hamburg und Oldenburg. Dort beträgt der Leerstand weniger als zwei Prozent und liegt damit bundesweit am niedrigsten.
Zwei Drittel der Bevölkerung wurden im Mai 2011 zwar gar nicht befragt, doch auch vorhandene Daten wie die Register der Einwohnermeldeämter oder Informationen der Arbeitsagentur wurden dafür genutzt. Diese Daten wurden mit Ergebnissen aus stichprobenartigen Befragungen zum Beispiel zu Schul- und Berufsabschlüssen, zur Religion oder zum sogenannten Migrationshintergrund ergänzt.
Eine EU-Verordnung aus dem Jahr 2008 schreibt vor, dass alle Mitgliedsstaaten künftig in einem Turnus von zehn Jahren bestimmte Daten zur Bevölkerung erheben müssen.